@phdthesis{Drexler2013, author = {Heike Drexler}, title = {Selbstwissen und Selbstregulation. Bew{\"a}ltigungsprozesse unter Betrachtung der individuellen Selbstkonstruktion}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:hil2-opus-2075}, year = {2013}, abstract = {Die Betrachtung des Selbst konzentriert sich derzeit im Wesentlichen auf zwei unterschiedliche Forschungsaspekte, die zwar umfangreich untersucht, bisher aber kaum ausreichend aufeinander bezogen wurden. Einerseits werden die Inhalte des Selbst und deren strukturelle Organisation – verst{\"a}rkt auch unter einer kulturvergleichenden Perspektive – erforscht, andererseits besch{\"a}ftigt sich eine Vielzahl von Studien mit den Prozessen des Selbst, die der Sicherung oder Wiederherstellung eines konsistenten Selbstbildes dienen. Da zahlreiche Studien belegen, dass sowohl aktiviertes Selbstwissen als auch dessen strukturelle Organisation das Denken (z. B. Choi \& Nisbett, 1998; Hannover \& K{\"u}hnen, 2002), F{\"u}hlen und Handeln (z. B. Stucke, 2003) einer Person beeinflussen, ist es nicht unwahrscheinlich, dass auch selbstregulative und selbststabilisierende Prozesse von eben jener Selbstkonzeptstruktur beeinflusst werden. Dies ist schon deshalb plausibel, weil sich Selbst-stabilisierende Prozesse notwendigerweise auf die Inhalte des Selbst beziehen m{\"u}ssen. So h{\"a}ngt es von den aktivierten Selbstinhalten ab, welche Informationen als konsistent bzw. inkonsistent mit dem eigenen Selbstbild wahrgenommen werden. In der vorliegenden Arbeit wurde der Zusammenhang zwischen der aktuellen Selbstkonstruktion einer Person und deren Bew{\"a}ltigungsreaktionen genauer untersucht. Die theoretische Grundlage f{\"u}r dieses Vorhaben bildeten zwei empirisch gut gepr{\"u}fte Modelle, die direkt aufeinander bezogen wurden: Das Semantisch-Prozedurale Interface-Modell des Selbst (Hannover \& K{\"u}hnen, 2004) besch{\"a}ftigt sich mit der Struktur und Verarbeitung von selbstbezogenem Wissen und unterscheidet hierbei zwischen einem semantischen (autonome vs. soziale Selbstinhalte) und einem prozeduralen (kontextunabh{\"a}ngige vs. kontextabh{\"a}ngige Informationsverarbeitung) Mechanismus. In Anlehnung an Markus und Kitayama (1991) wird im Modell zwischen independenten und interdependenten Personen differenziert. Das Zwei-Prozess-Modell der Entwicklungsregulation (Brandtst{\"a}dter \& Renner, 1990) besch{\"a}ftigt sich hingegen mit der Bew{\"a}ltigung selbstbildinkonsistenter Informationen und differenziert hierzu zwischen Strategien der hartn{\"a}ckigen Zielverfolgung (Assimilation) und Prozessen der flexiblen Zielanpassung (Akkommodation). In einer intrakulturellen Untersuchung wurden die chronische Selbstkonstruktion von 274 Personen erfragt und deren Bew{\"a}ltigungsreaktionen durch ein kontextfreies und ein kontextbezogenes Erhebungsverfahren erfasst. Auf diese Weise sollten die unterschiedlichen Verarbeitungsprozesse independenter und interdependenter Personen ber{\"u}cksichtigt werden. Insgesamt lie{\"s}en sich 134 Personen als independent und 140 Personen als interdependent klassifizieren. Um auch die Wirkung erfolgreicher Bew{\"a}ltigung zu ber{\"u}cksichtigen, wurden zudem die Selbstkonzeptklarheit, der Selbstwert und das subjektive Wohlbefinden erhoben. Zus{\"a}tzlich wurde bei einem Teil der Stichprobe versucht, Selbstwissen situational zu aktivieren, um m{\"o}gliche Effekte auf Bew{\"a}ltigungsverhalten genauer untersuchen zu k{\"o}nnen. Zun{\"a}chst lie{\"s} sich f{\"u}r beide Selbstkonzept-Gruppen derselbe Alterseffekt nachweisen. Mit zunehmendem Lebensalter nehmen assimilative Bew{\"a}ltigungsstrategien ab und akkommodative Prozesse zu. Dennoch konnte gezeigt werden, dass Bew{\"a}ltigungsreaktionen tats{\"a}chlich von der chronischen Selbstkonstruktion einer Person beeinflusst werden. So zeigte sich, dass independente Personen in ihrem Bew{\"a}ltigungsverhalten signifikant flexibler auf gef{\"a}hrdete Vorhaben reagieren als interdependente Personen. Gerade akkommodative Bew{\"a}ltigungsreaktionen scheinen sich zudem positiv auf die individuelle Selbstkonzeptklarheit, den Selbstwert und indirekt auch auf das subjektive Wohlbefinden auszuwirken. Independente Personen erreichen gegen{\"u}ber interdependenten Personen bez{\"u}glich dieser drei selbstrelevanten Faktoren signifikant h{\"o}here Werte. Die Ergebnisse zum zweiten Bew{\"a}ltigungsprozess, der Assimilation, waren etwas weniger eindeutig. In der vorliegenden Untersuchung sind – je nach Erhebungsverfahren – independente gegen{\"u}ber interdependenten Personen hartn{\"a}ckiger oder vergleichbar hartn{\"a}ckig in der Verfolgung relevanter Vorhaben. Ein Primingeffekt der Selbstkonstruktion auf individuelles Bew{\"a}ltigungsverhalten lie{\"s} sich nicht nachweisen. Es w{\"a}re daher denkbar, dass sich selbststabilisierende Prozesse nicht kurzfristig durch eine experimentelle Aktivierung beeinflussen lassen. In nachfolgenden Untersuchungen sollten insbesondere der Zusammenhang zwischen Selbstkonstruktion und assimilativer Bew{\"a}ltigung genauer beleuchtet sowie eventuell alternative Primingverfahren zur experimentellen Aktivierung von Bew{\"a}ltigungsreaktionen gepr{\"u}ft werden.}, language = {de} }