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Der Waschbrettbauch glänzt, die Beine sind straff und gebräunt, das Lächeln ist weiß. In sozialen Medien erfreuen sich Bilder und Videos derartigen Inhalts zunehmender Beliebtheit. Nicht erst seit der Covid-19 Pandemie und dem kometenhaften Aufstieg der Pamela Reif, sind Fitness-Gurus vielbeachtete und einflussreiche Stars. Vor allem auf Instagram wird millionenfach ein Lifestyle propagiert, der voll und ganz auf Fitness ausgerichtet ist.
Sucht man indes nach wissenschaftlichen Erkenntnissen zu diesem gesellschaftlich hoch aktuellen und relevanten Forschungsfeld, wird man kaum fündig. Insbesondere die Protagonisten des Phänomens, die Fitness-Gurus selbst, scheinen einen blinden Fleck in der sportwissenschaftlichen Forschung abzubilden.
Die vorliegende Studie nimmt das Missverhältnis gesellschaftlicher Omnipräsenz und wissenschaftlicher Abstinenz zum Anlass für eine qualitativ-explorative Studie mit Fitness-Gurus. Nachdem ein kultursoziologisches Fundament Erklärungsansätze für das große gesellschaftliche Interesse am Thema Fitness offeriert, kommen erfolgreiche Fitness-Gurus der Plattform Instagram selbst zu Wort. Sie berichten über ihren Weg zum Fitness-Guru und ihre Innensichten auf das Phänomen Fitness in sozialen Medien. Eine Auswertung der Daten entlang der Grounded Theory bietet so erstmals einen wissenschaftlich fundierten Blick hinter die Kulissen des Fitness-Booms auf Instagram.
Die Dissertationsschrift zielt darauf ab, detaillierte Erkenntnisse über in Bezug auf ihre Delinquenz hochaktive, oder hochbelastete Personen zu gewinnen. Dabei werden Hellfeldkriminalitätsverläufe einer Gruppe von (ehemaligen) Jugendstrafvollzugsinsassen mittels Latent Class Growth Analysis (LCGA) weiter ausdifferenziert und theoriegeleitet anhand differentieller Risiko- und Schutzfaktoren charakterisiert. Die Basis bilden zunächst Daten einer prospektiven Längsschnittstudie, die umfangreiche Selbstberichte aus standardisierten Befragungen und Auskünfte aus dem Bundeszentralregister sowie Gefangenenpersonalakten der Studienteilnehmer kombiniert. Es zeigt sich, dass gravierende Delinquenzverläufe im Einklang mit dem Stand der Forschung zum bio-psycho-sozialen Entwicklungsmodell dissozialen Verhaltens und entwicklungskriminologischen Theorien häufig mit sich kumulierenden Risikofaktoren oder Multiproblemlagen einhergehen. Täter, die schwere Gewaltdelikte und Tötungsdelikte begingen aber, waren vergleichsweise wenig mit Risikofaktoren und Delikten belastet und brachen ihren Delinquenzverlauf häufig ab.
Die Erkenntnisse werden anhand qualitativ erhobener Daten aus staatsanwaltschaftlichen Verfahrensakten von intendierten, multiplen Tötungsdelikten weiter vertieft: Betrachtet wird die individuelle Delinquenzentwicklungen vor einem Tötungsdelikt, wobei wiederum Risiko- und Schutzfaktoren in den Biografien und vorangegangene (nicht-)registrierte Delinquenz betrachtet werden. Wie in vorangegangenen Studien zu Tötungsdelinquenz zeigt sich, dass ein hoher Anteil von Tätern vor dem Tötungsdelikt keine registrierte Delinquenz aufwies. Die Ergebnisse werden in den aktuellen wissenschaftlichen Diskurs eingeordnet und unterschiedliche Erklärungsansätze für gravierende Gewaltdelinquenz, die ohne entsprechend deutliche Risikofaktorenbelastung auftritt, werden diskutiert.
Mitgefangen. Seltener im Fokus der Aufmerksamkeit, aber oftmals von einer Haftstrafe in ähnlichem Ausmaß betroffen wie Inhaftierte selbst, sind deren Partnerinnen. Aus unterschiedlichen Blickwinkeln und unter Rückgriff auf Erkenntnisse der Rechts-, Entwicklungs- und Partnerschaftspsychologie beleuchtet diese Studie Licht- und Schattenseiten, die die Inhaftierung des Lebenspartners für Frauen mit sich bringt. Um die Umstände dieser sehr außergewöhnlichen Lebens- und Beziehungssituation abzubilden, kommen neben validierten Fragebogeninstrumenten stichprobenspezifische und für diese Studie konzipierte Fragebögen zum Einsatz, die faktoren- und reliabilitätsanalytisch geprüft werden und sich als tauglich für den intendierten Zweck erweisen. Das psychische Belastungserleben, die Lebenszufriedenheit und die Partnerschaftszufriedenheit stellen die Kriteriumsvariablen regressionsanalytisch geprüfter Hypothesen dar, zeigen sich teilweise durch das Ausmaß erlebter negativer Haftfolgen ungünstig beeinflusst, bedingen sich mitunter aber auch gegenseitig. Dass das Ausmaß einiger abträglicher Effekte auf die verwendeten Kriteriumsvariablen durch verschiedene Ressourcen und Bewältigungsmodi tendenziell abgeschwächt werden kann, belegen durchgeführte Interaktionsanalysen. Nach einer kritischen Diskussion der Einschränkungen der Fragebogenstudie kommen im Rahmen qualitativer Interviews betroffene Personen zu Wort, deren Berichte das breite Spektrum von Herausforderungen, aber auch förderlichen Entwicklungen im Kontext der Inhaftierung ihres Partners bzw. ihrer Partnerin verdeutlichen.
In dieser Arbeit wird das durchaus prägende Wirken von fünf biblischen Frauen in den urchristlichen Gemeinden analysiert: Tabita, Lydia, Priska, Phöbe und Junia. Die erarbeiteten Ergebnisse werden anschließend zum Ausgangspunkt für eine kritische Reflexion der paulinischen Bewertung von weiblichen Funktionen in den frühen christlichen Gemeinden und für die spätere Beurteilung der Frauenrolle in der Haustafel-Literatur und in Pastoralbriefen.
Mittels qualitativer Interviews mit Ausbilderinnen und Ausbildern in der zweiten Phase der Lehrkräftebildung widmet sich die Autorin dem pädagogisch wie religionspädagogisch interessanten und aktuellen Thema des professionellen Beratungshandelns. Sie versucht mit der vorliegenden Studie die Frage zu beantworten, inwieweit sich der professionelle Habitus im Hinblick auf Gesprächsführungskompetenzen, Feedbackkultur und Haltungsausprägungen von Ausbilderinnen und Ausbildern im Kernseminar, die auch als Fachleiterin und Fachleiter für die Fächer Evangelische bzw. Katholische Religionslehre tätig sind, durch eine erfolgreich absolvierte Coachingausbildung im Hinblick auf die Umsetzung in alltäglichen Beratungssituationen im beruflichen Kontext verändert. Die Interviewauswertungen zeigen, dass sich in der subjektiven Wahrnehmung und im subjektiven Erleben der interviewten Personen das professionelle Handeln im Bereich der Beratung durch diese Coachingausbildung verbessert und sie maßgeblich zur beruflichen Professionalisierung beiträgt. Dies kann durch die Auffächerung in die Themenfelder ,Beratungskompetenz‘, ,Unterrichtsnachbesprechung‘, ,persönliche Menschenbildannahmen‘ und ,Ambivalenz von Benotung und Beratung‘ differenziert und konkret gezeigt werden.
Diese Arbeit liefert drei zentrale Ergebnisse:
Zum einen wurde das Testinstrument UPDA_Math entwickelt, das die mathematikdidaktische Kompetenz (MDK) von Lehramtsstudierenden in ihrer fachdidaktischen Praxisphase erheben kann, und zwar im Paper-and-Pencil-Format mit Multiple-Choice-Items. Das dafür entwickelte Konstrukt der MDK wird durch die allgemeindidaktische Perspektive der Planung, Durchführung und Analyse von Unterricht geprägt. Das Instrument erwies sich als Rasch-skalierbar mit einer Reliabilität von 0.80. Zu den durchgeführten Modellgeltungsprüfungen zählten u.a. Tests zur Eindimensionalität, zum Differential Item Functioning zwischen leistungsstarken und leistungsschwächeren Personen, Tests auf lokale stochastische Unabhängigkeit und zur Testfairness.
Als zweites wurden mit dem entwickelten Test UPDA_Math kumulative Effekte zwischen Allgemeinem Schulpraktikum (ASP) und fachdidaktischer Praxisphase (FP) im Lehramtsstudium untersucht. Es stellte sich die Frage, in welchem Ausmaß ein Erwerb hoher allgemeindidaktischer Kompetenz (ADK) im ASP einen positiven Einfluss auf den Erwerb mathematikdidaktischer Kompetenz (MDK) in der FP fördert. Als Drittvariablen wurden die Gesamtbachelornote, die Bachelornote im Fach Mathematik, die Zeit zwischen den beiden Praxisphasen, Kompetenzzuwächse im ASP und das Zweitfach kontrolliert. Entgegen der Vorannahmen, die sich aus theoretischen Überlegungen und einer qualitativen Vorgängerstudie (Roßa, 2013) ableiteten, konnte kein Zusammenhang zwischen ADK und MDK gefunden werden. Zum Teil lässt sich das mit methodischen Effekten erklären, da die beiden Ansätze der Datenerhebung zu den beiden Messzeitpunkten variierten (Selbsteinschätzungs- vs. Leistungsinstrument). Doch der nicht nachweisbare Zusammenhang zeigt auch deutlich Handlungsbedarf innerhalb der Lehrerbildung auf.
Drittes Ergebnis dieser Arbeit sind Beiträge grundlegender Natur zu psychometrischen und testtheoretischen Fragen: Widersprüche des in der Literatur vorfindlichen Dimensionsbegriffs werden diskutiert und eine verbesserte Begriffsfassung vorgeschlagen. Zu den Grundlagen der Rasch-Modellierung werden Widersprüche zu den Aussagen über das Skalenniveau von Rasch-skalierten Tests untersucht. Es wird analysiert, ob und inwiefern die Testsummen im Rasch-Modell als suffiziente Statistiken bezeichnet werden dürfen. Und es werden messtheoretische Probleme des Konzepts der spezifischen Objektivität aufgezeigt. Die aufgeworfenen Fragen und einige Lösungsvorschläge seien der Forschungsgemeinschaft zur Diskussion vorgelegt.
Der Einfluss von Mobilitätstraining auf die myofaszialen Strukturen des Rückens und der Extremitäten
(2022)
Gymnastische Bewegungsprogramme sind Gegenstand vieler Aufwärm-, Regenerations- oder auch Belastungskompensations-Trainings. Im Fitness- und Präventionssport machen sie komplette Übungsprogramme aus. Myofasziale Dysbalancen prädisponieren zu Schädigungen der Weichteile, der Wirbel- und Körpergelenke sowie der Bandscheiben. Es gibt Hinweise, dass Bewegungsprogramme (Kraft- und Dehnungsprogramme) zur Vorbeugung von Verletzungen vorteilhaft sind. Diese Studie überprüft die Wirkung eines 30-minütigen Mobilitätstraining auf die Myofaszie des Rückens und der Extremitäten. Der Interventionszeitraum überdauerte 12 Wochen. Analysiert wurde die Veränderung des Bewegungsumfangs der Gelenke (ROM) an 27 Messbereichen, die Gewebesteifigkeit an 22 Messbereichen mit der Scherwellen Elastografie (SWE - large area shear wave elastopgraphy), die Druckschmerzschwellenveränderung (PPT) an zwei Körperregionen und die Veränderungen der subjektiven Befindlichkeit für Schmerz, Verspannung und Missempfindung. Die Stichprobe bildete eine Kohorte des Landeskriminalamtes, das SEK Niedersachsen. Die Analyse der Ergebnisse basiert auf dem aktuellen Forschungsstand zum faszialen System. Bisherige Studien an der Myofaszie erfolgten in vitro, an Tiermodellen und in der pathologischen humanen Anatomie. Die vorliegende Studie unternimmt den Versuch, Erklärungsmodelle für die Wirkung von Bewegung auf die Myofaszie am lebenden Menschen zu finden. Für dieses Verfahren wurden sechs Basistechniken für die Bewegung entwickelt. Die aus der Studie resultierenden Ergebnisse und Schlussfolgerungen könnten zukünftig helfen frühzeitige Diagnosen für myofaszialen Dysbalancen zu stellen und die daraus resultierenden Schmerzen sowie Funktionsstörungen zu vermeiden. Darüber hinaus ließen sich neue Strategien in der präventiven Sport- und Bewegungstherapie ableiten.
Irland und Österreich sind heute etablierte und respektierte Partner in Europa und innerhalb der Europäischen Union. Selbst der Brexit mit der drohenden Gefahr einer realen Grenze zwischen der Republik Irland und dem Vereinigten Königreich hat zu keinerlei irischen Überlegungen geführt, den Europäischen Integrationsprozess zu verlassen. Doch war die Entwicklung so eindeutig nach dem Zweiten Weltkrieg, als Europa in Trümmern lag und Ideen zur Einigung des Kontinents vor und im Krieg von Föderalisten und Funktionalisten diskutiert wurden? Wie konnten ein neutrales Irland und ein teilweise besetztes und allianzfreies Österreich Teil der europäischen Integrationspolitik werden?
Diese Studie analysiert die politischen Hürden und wirtschaftlichen Restrik-tionen, mit denen Irland und Österreich auf ihrem Weg zur Teilnahme am Marshall-Plan konfrontiert waren. Die Arbeit dokumentiert dabei sowohl die Rolle der USA im Zeichen des europäischen Wiederaufbauprogramms als auch die Frage, inwiefern die wirtschaftliche Zusammenarbeit die Voraussetzung für eine politische Option war, sich aus den Peripherien Westeuropas und der außenpolitischen Isolation herauszuarbeiten. Nicht ohne Grund nannte der spätere Österreichische Bundeskanzler Bruno Kreisky die Arbeit der OEEC eine „Elementarschule der europäischen Politik.“
Nach einer Legende, die zum ersten Mal für das Jahr 1530 greifbar wird, soll sich in der Marienkirche auf dem Harlungerberg in Brandenburg an der Havel ein dreiköpfiges Bildnis des slawischen Gottes Triglav befunden haben. In diesem Beitrag werden die zeitgenössischen Hintergründe der Legende und ihr Entstehungszusammenhang dargestellt.
In diesem Beitrag wird die Konzeption des im Jahr 2018 wiedereröffneten Schulmuseums der Stiftung Universität Hildesheim erläutert. Es werden vor allem die Schwerpunkte des außerunterrichtlichen Lernens und die Möglichkeiten der Einbindung des Schulmuseums in die Lehrsituation der Universität Hildesheim berücksichtigt.
Historische Stoffe sind populär im 19. Jahrhundert, und so steht auch der pommersche Schriftsteller Johann Ernst Benno mit seinem 1822 erschienenen Roman "Bogislaw X. Ein historisches Gemälde" in der Nachfolge Walter Scotts. Wie in seiner Vorlage, der aus dem 16. Jahrhundert stammenden Chronik des Thomas Kantzow, schildert Benno einen vorbildhaften Helden, dem der historische Bogislaw wohl kaum genügen kann. Beide Texte haben ihre Leser gefunden, das 19. Jahrhundert ist wie das 16. Jahrhundert eine Zeit der Umbrüche, die Helden braucht, auch wenn sie erst erschrieben werden müssen. Wie viel Dichtung die Geschichte verträgt, soll ein Vergleich des Heldenmusters in der Chronik und im historischen Roman zeigen.
Ein besticktes Leinentuch aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts gehört zu den bekanntesten Kunstschätzen des ehemaligen Zisterzienserinnenklosters Bergen auf Rügen. Es befindet sich heute im Besitz der Evangelischen Kirchengemeinde St. Marien Bergen auf Rügen. Bisher konnten die insgesamt zwölf bildlichen Darstellungen auf dem Leinentuch nicht zweifelsfrei gedeutet werden. Mario Müller stellt in seinem Beitrag die unterschiedlichen Interpretationen zu den Darstellungen des Leinentuchs vor.
Der heute unbekannten Markgräfin Barbara von Brandenburg (1464–1515) widmen sich zwei historische Romane, geschrieben von der ihrerzeit efolgreichen Jugendschriftstellerin Emma Wuttke-Biller (1886) und der fränksichen Autorin Sabine Weigand (2004). Barbaras tragische Biografie wurde für beide Autorinnen zum Ausgangspunkt einer gegenläufigen Personenstruktur. Auf der einen Seite wird der Typ einer hochgebildeten und leidensfähigen Frau entworfen. Auf der anderen Seite stehen männliche Gegenspieler, im Intellekt unterlegen, gezeichnet durch moralische Verwerfungen. Während Biller noch dem historischen Vorbild folgend eine sich ihrem Leid ergebende Fürstin inszeniert, wird bei Weigand Barbara zum Prototyp einer sich emanzipierenden Frau in einer ihr feindlich gesonnenen, von Männern dominierten Welt. Sexualität und Brutalität bestimmen das Handeln der mänllichen Figuren. Der historische Zeitraum wird zugunsten von entwertenden Plagiaten und zeitlosen Charakterzügen seiner prägenden Ereignisse und Persönlichen zunehmend beraubt.
Multiprofessionelle Teamkonstellationen können für die professionellen Akteur*innen besondere Herausforderungen bedeuten. Um diesen gerecht zu werden und um eine gute Zusammenarbeit zu ermöglichen, wird Anerkennung nicht selten als Grundvoraussetzung genannt. Anerkennung als Bedingung für gelingende Kooperation und Zusammenarbeit bedarf jedoch weiterer Spezifikation. Denn so kann basierend auf anerkennungstheoretischen Ansätzen durchaus von einer Mehrdimensionalität von Anerkennungsverhältnissen ausgegangen werden. Nicht nur die Anerkennung der Kolleg*innen anderer Berufsgruppen und damit die Ebene der Kooperation (Mikroebene) scheint relevant, sondern auch von der Organisation (Mesoebene) sowie von der Gesellschaft (Makroebene) vergebene Anerkennung kann für Missverhältnisse zwischen den Berufsgruppen sorgen. In der vorliegenden Studie wird daher der Frage nachgegangen, wie es um die Anerkennung auf den verschiedenen Ebenen bestellt ist, und ob den Anerkennungsverhältnissen berufsgruppenspezifische Unterschiede zugrunde liegen.
Dazu wird eine quantitativ-empirische Studie durchgeführt, bei welcher die professionellen Akteur*innen des Arbeitsfeldes der Hilfen zur Erziehung die multiprofessionelle Zusammenarbeit und die Anerkennungsverhältnisse bewerten. Die Auswertungen zeigen, dass es deutliche Unterschiede zwischen den Berufsgruppen der Sozialarbeiter*innen/Sozialpädagog*innen und Psycholog*innen gibt. Die Psycholog*innen schätzen sowohl die organisationale als auch die gesellschaftliche Anerkennung wesentlich besser ein. Auf der Mikroebene hingegen liegen keine berufsgruppenspezifischen Unterschiede vor: Erzieher*innen, Sozialarbeiter*innen/Sozialpädagog*innen und Psycholog*innen fühlen sich gleichermaßen hoch anerkannt. Die Analysen der Einflussfaktoren weisen darauf hin, dass auch individuelle und organisationale Rahmenbedingungen relevant sind, da diese Unterschiede im Anerkennungsempfinden bedingen können.
In modernen Gesellschaften leben viele Menschen mit unterschiedlichen Lebensdeutungen zusammen, die Zahlen nichtreligiöser Personen steigen in der Bundesrepublik Deutschland. Das gesellschaftliche Zusammenleben wird maßgeblich von dieser religiösen und weltanschaulichen Pluralität beeinflusst; Konflikte zwischen Vertreter*innen verschiedener Religionen, aber auch zwischen religiösen und nichtreligiösen Personen bleiben hierbei nicht aus. Eine zentrale Frage unserer Zeit lautet daher, wie die Religions- und Weltanschauungsfreiheit im Sinne des ersten Artikels der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 friedfertig gelebt werden kann.
Als Zentrum für interreligiöse und interkulturelle Bildung versucht das bundesweit einmalige Haus der Religionen in Hannover, eine Antwort auf diese Frage zu geben. Ähnlich wie andere Großstädte sind auch die Landeshauptstadt Niedersachsens und das dortige alltägliche Stadtleben durch eine religiöse und kulturelle Vielfalt geprägt. Bereits 2016 lebten hier Menschen mit mehr als 170 Nationalitäten gemeinsam. Die Vielfalt religiöser Orte, an denen die Mitglieder verschiedener Religionen ihre jeweilige Tradition praktizieren können, ist enorm groß: Sie reicht von Synagogen, Kirchen, Moscheen über alevitische und buddhistische Zentren bis zu hinduistischen Tempeln. Aber auch weltanschauliche Perspektiven wie der Humanismus sind durch die Humanistische Vereinigung und der Humanistische Verband Deutschlands in Hannover institutionell vertreten.
Vor dem Hintergrund einer Welle rassistisch motivierte Taten in den 1990er Jahren entwickelte sich in Hannover als Kontrapunkt ein vielseitiger interreligiöser Dialog, der seit 2006 durch humanistische Perspektiven erweitert wird. Die Akteur*innen des Hauses der Religionen sahen (und sehen) es an der Zeit, unter Wertschätzung der städtischen Vielfalt für Weltoffenheit, Dialog und damit eine demokratische Kultur einzustehen und sie gemeinsam zu fördern. Ziel ihrer Arbeit ist es, das Wissen übereinander zu stärken und herrschende Vorurteile, Unkenntnis oder bloß vermeintliche Kenntnis zu verringern.
Aufgrund der steigenden Zahlen nichtreligiöser Menschen drängte sich die Frage auf, ob eine Öffnung des interreligiösen Dialogs, der im herkömmlichen Sinne den Dialog zwischen Vertreter*innen mindestens zweier verschiedener Religionen bezeichnet, für nichtreligiöse Personen sinnvoll und notwendig ist. Mithilfe von Beiträgen der Expert*innen Ulrike Duffing, evangelisch-lutherische Diplom-Religionspädagogin und Geschäftsstellenleitung des Hauses der Religionen, und Jürgen Steinecke, humanistischer Geschäftsführer der Regionalgeschäftsstelle Nord der Humanistischen Vereinigung, soll erörtert werden, welche potenziellen Möglichkeiten und Herausforderungen solche Dialoge in sich bergen.
In der Forschung werden häufig unterschiedliche Maße zur Beurteilung der Wirksamkeit einer Therapie herangezogen. Meist werden gruppenbezogene Kennwerte (Effektstärken) verwendet. Diese lassen jedoch keine genauere Analyse der Ergebnisse bezüglich einzelner Personen zu, weshalb zunehmend auch die individuenspezifischen Kennwerte Remission und Response berichtet werden. Response kann auf zwei verschiedene Arten operationalisiert werden: durch den Reliable Change Index (RCI) und durch die prozentuale Symptomverbesserung (PSV). Die Definitionen dieser Therapieerfolgsmaße werden jedoch uneinheitlich gehandhabt, wodurch die Vergleichbarkeit von Studien erschwert ist.
Die vorliegende Dissertation befasst sich mit der Wirksamkeit stationärer psychosomatischer Behandlungen von Patienten mit Depression, Borderline-Persönlichkeitsstörung und Zwangsstörung in einem naturalistischen Setting. Hierfür werden anhand großer Stichproben sowohl Effektstärken als auch Response- und Remissionsraten ermittelt und die zwei Arten der Responsedefinition (RCI und PSV) gegenübergestellt. Im Weiteren werden Prädiktoren für Remission, Response und die Wahrscheinlichkeit für einen Therapieabbruch untersucht. Zudem wird untersucht, ob es sich bei bestimmten Formen der kognitiven Verzerrung um ein störungsspezifisches Phänomen der Borderline-Persönlichkeitsstörung oder Anorexia nervosa handelt.
Die Stichprobengrößen zur Untersuchung der Wirksamkeit liegen zwischen N = 366 und N = 1533. Die Untersuchung der kognitiven Verzerrung basiert auf einem N = 72. Die Wirksamkeit der Behandlungen wird durch Effektstärken sowie Response- und Remissionsraten beurteilt. Die Analyse der Prädiktoren hinsichtlich eines Therapieerfolgs findet durch logistische Regressionsanalysen statt. Zur Ermittlung relevanter Prädiktoren für einen Therapieabbruch wird die Methode der rekursiven Partitionierung eingesetzt.
Die Effektstärken liegen bei 1,29 (Depression), 0,52 bzw. 0,54 (Borderline-Persönlichkeitsstörung) und 1,32 (Zwangsstörung). Hinsichtlich der Remissionsraten werden Werte zwischen 15 % und 39,5 % ermittelt, die Responseraten liegen zwischen 33 % und 75,5 %. Die Übereinstimmung der Responseraten hinsichtlich RCI und PSV ist gering. Verschiedene soziodemographische sowie klinische Merkmale weisen einen prädiktiven Einfluss hinsichtlich des Therapieerfolgs sowie für einen Therapieabbruch auf. Kognitive Verzerrung stellt kein störungsspezifisches Phänomen für Borderline-Persönlichkeitsstörung oder Anorexia nervosa dar, sondern scheint störungsübergreifend relevant zu sein.
Aufgrund der starken Abweichung der Responseraten je nach Operationalisierung durch den RCI oder die PSV ergibt sich die Forderung nach einer einheitlichen Definition der Therapieerfolgsmaße, damit eine störungs- und verfahrensübergreifende Vergleichbarkeit gegeben ist. Auf der Basis der Ergebnisse der Prädiktorenanalysen werden Implikationen für die psychotherapeutische Praxis diskutiert.
Die politische Beteiligung der Bundesrepublik unterliegt einem stetigen Veränderungsprozess. Unverfasste Formen der Beteiligung ergänzen zunehmend die auf Parteien und Wahlen abzielenden Möglichkeiten der demokratischen Mitbestimmung. Etablierte Beteiligungsnormen der Bürger:innen verschieben sich von einem pflichtbewussten zu einem stärker anlassbezogenen, engagierten Staatsbürgerschaftsverständnis. Generationen sind Träger dieses politischen Wertewandels.
Die kumulative Dissertationsschrift gibt in diesem Themenkomplex Antworten auf zwei Fragen: Wie verändert sich im Zeitverlauf die politische Partizipation in Abhängigkeit von der Generationszugehörigkeit? Zudem wird als Reaktion auf die Erosion der Wahlnorm gefragt, ob die Reformoption der Einführung einer gesetzlichen Wahlpflicht ein effektives und von der Bevölkerung akzeptiertes Mittel darstellt, um dem Beteiligungsrückgang und der damit verbundenen politischen Ungleichheit entgegenzuwirken?
Auf Basis von Sekundärdatenanalysen (ALLBUS 1980–2018) wird die Generationszugehörigkeit als Prädiktor verschiedener Formen der politischen Beteiligung unter Einsatz von Alters-, Perioden- und Kohortenanalysen untersucht. Ergänzend werden unter Rückgriff auf ein Experimental-Design mit zwei repräsentativen Primärerhebungen zur Bundestagswahl 2013 empirische Analysen vorgelegt, die der kontrafaktischen Frage nach den Auswirkungen der Einführung einer Wahlpflicht in Deutschland nachgehen.
Die Kommunikation innerhalb der Schulgemeinschaft unterliegt seit geraumer Zeit einem rasanten Wandel hin zu einer digital-vernetzten Kommunikation. Aber inwieweit lässt sich diese vernetzte Kommunikation in die Schulseelsorge übertragen? Welche Faktoren gilt es in der Seelsorge mit Kindern und Jugendlichen zu beachten? Wie könnte seelsorgerliche Kirche im 21. Jahrhundert für Schülerinnen und Schüler präsent sein?
Diesen Fragen nach Chancen und Grenzen einer möglichen Online-Schulseelsorge geht dieses Buch anhand empirischer Studien nach.
Vorherrschende Bilder, vermeintliches Wissen und pauschalisierende Aussagen gehören zum Alltag vieler Muslime und Musliminnen in Deutschland. Diese Vorurteile, die Islamfeindlichkeit in dem Land hervorbringen, gilt es, mit einem angemessenen Weg zu vermeiden. Die Arbeit beschäftigt sich mit der Lösung des großen Problems: dem Dialog zwischen Christen und Christinnen und Muslimen und Musliminnen, durch den gegenseitige Anerkennung und ein friedliches Zusammenleben in der Gesellschaft aufgebaut und damit Feindlichkeit und falsche bzw. fehlerhafte Bilder rückläufig gemacht werden können.
Die vorliegende Masterarbeit gibt einen Überblick über das Verhältnis von Religion und Emanzipation im Islam aus interreligiöser Sicht. Dafür wurden zunächst die theoretischen Konzepte des Interreligiösen Dialogs näher beleuchtet sowie Definitionen der Bereiche Emanzipation, Feminismus und Frauenrechte dargelegt.
Die Rolle der Frau wurde sowohl in der islamischen Tradition als auch in der deutschen Gesellschaft untersucht und bezüglich der Fremd- und Selbstwahrnehmung dargelegt. Hierzu wurden Lebensentwürfe muslimischer Frauen skizziert. Entgegen vieler Annahmen in der deutschen Mehrheitsgesellschaft, dass Frauen pauschal im Islam unterdrückt werden, ergibt sich ein Bild, bei dem Religion für viele Frauen empowernd wirken kann. Die genauere Betrachtung des Korans und der Hadithe belegt zudem, dass der Islam fälschlicherweise allgemein als frauenverachtend stigmatisiert wird. Aus den gesammelten Erkenntnissen wurden Handlungsfelder und –empfehlungen für den Interreligiösen Dialog sowie das Interreligiöse Lernen herausgearbeitet.
Im November 2020 wurde eine zweite bundesweite Online-Befragung von jungen Menschen zu ihren Erfahrungen während der Corona-Zeit durchgeführt. Das Papier präsentiert die ersten Ergebnisse der Erhebung, an der über 7.000 Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 15 und 30 Jahren teilgenommen haben. Die Studie wurde vom Forschungsverbund „Kindheit – Jugend – Familie in der Corona-Zeit“ der Universitäten Hildesheim und Frankfurt durchgeführt. Die ersten Ergebnisse der Befragung JuCo 2 zeigen eindrücklich, wie sehr sich der Lebensalltag der jungen Menschen in den unterschiedlichen Lebensbereichen durch die Corona-Pandemie verändert hat und wie sehr sich dies auf ihr Empfinden und Erleben auswirkt.
Der Fokus der in dieser Dissertation enthaltenen Beiträge liegt auf der organisationalen Ebene transnationaler Care-Arbeit. Im Mittelpunkt der Einzelbeiträge stehen organisatonale Prozesse, die die von Migrant*innen geleistete Care-Arbeit und deren rechtliche und gesellschaftliche Anerkennung beeinflussen.
Dabei bildet die empirische Untersuchung der Formalisierung und Regulierung von Care-Arbeit den Schwerpunkt. Die Arbeit betrachtet zwei Forschungsfelder: Das erste Forschungsfeld behandelt die Frage, ob und wie sich Abschlüsse in Pflegeberufen von einem nationalen Arbeitsmarkt in einen anderen übertragen lassen. Die Analyse der Anerkennungsverfahren für im Ausland erworbene Pflegeabschlüsse konzentriert sich auf die Situation in Deutschland. Allerdings sind sowohl die politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen für die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse in der Pflege als auch die konkreten Verfahren und die Herstellung von Anerkennung auf organisationaler Ebene nicht losgelöst von transnationalen Verflechtungen zu begreifen. Auch die Organisierungsprozesse von Hausangestellten als zweites Forschungsfeld verweisen auf die transnationalen Zusammenhänge von Care-Arbeit. Am Beispiel der Konvention der Internationalen Arbeitsorganisation „Menschenwürdige Arbeit für
Hausangestellte“ und den Organisierungsprozessen von Hausangestellten weltweit kann gezeigt werden, wie versucht wird, globalen Asymmetrien auf rechtlicher und partizipativer Ebene zu begegnen. Als Exkurs wird schließlich eine weitere Perspektive auf Care-Arbeit eingeführt: Migrant*innen, die als Selbstständige Pflegedienste gründen anbieten und mit dieser Spezialisierung auf die zunehmende Transnationalisierung der Lebensphase Alter reagieren. Die sechs Einzelbeiträge dieser kumulativen Dissertation beleuchten, wie transnationale Care-Arbeit auf organisationaler Ebene anerkannt und verhandelt wird.
Prognosen über das Rückfallrisiko eines Straftäters basieren auf diversen Informationen über den Täter und die von ihm begangenen Straftaten. Darüber hinaus sind sein Haftverhalten und etwaige Behandlungsfortschritte in Haft von besonderer Relevanz für die prognostische Beurteilung. Bislang sind jedoch nur wenige Versuche unternommen worden, um das Haftverhalten strukturiert in die Prognose einzubeziehen.
Die vorliegende Arbeit entwickelte und validierte in drei Studien ein Instrument zur Erfassung des Haftverhaltens auf Basis alltäglicher Beobachtungen des allgemeinen Vollzugsdiensts (AVD). In Studie 1 erfolgte eine testtheoretische Pilotierung von zwei Ratingskalen zur Verhaltens- und Persönlichkeitseinschätzung in einer Stichprobe junger Gewalttäter (N = 62). Die Berliner Haftverhaltensskalen erfassten veränderungssensitiv das Sozialverhalten gegenüber Bediensteten und Mitinhaftierten, lebenspraktische Fertigkeiten und subkulturelle Aktivitäten. Die SWAP-Rating Scale (SWAP-RS) erfasste eher stabile Persönlichkeitsmerkmale und erwies sich als valide in der Vorhersage eines Therapieabbruchs. Studie 2 bestätigte diese vielversprechenden Ergebnisse in einer repräsentativen Stichprobe des Berliner Behandlungsvollzuges (N = 272). Eine Faktorenanalyse identifizierte drei psychologisch sinnvolle Faktoren, die externalisierendes, internalisierendes und adaptives Haftverhalten erfassen. Die Studie zeigte, dass externalisierendes Problemverhalten prädiktiv valide in der Vorhersage zukünftiger Rückfälligkeit war und die Vorhersagegüte standardisierter Prognoseinstrumente verbesserte. Schließlich zeigte Studie 3 (N = 277) mit einem personen-zentrierten Ansatz, dass zwei der fünf identifizierten Haftverhaltenstypen (Aggressive-Psychopathics und Asocials) deutlich häufiger rückfällig wurden. Dies unterstreicht die prognostische Relevanz einer personen-zentrierten Betrachtung des Haftverhaltens.
Die Arbeit zeigt, dass strukturierte Verhaltensbeurteilungen durch den AVD eine wertvolle Erkenntnisquelle in der Behandlung und Prognose von Straftätern sind. Das entwickelte Instrument erlaubt eine reliable und valide Erfassung des Haftverhaltens und ist mit geringem Aufwand in die Vollzugspraxis integrierbar. Zudem berichtete der AVD von einer vertieften inhaltlichen Auseinandersetzung mit den Inhaftierten und einer größeren Wertschätzung für die eigene Arbeit. Weitere Implikationen der Arbeit für Forschung und Praxis werden diskutiert.
Einleitung. Die Wirksamkeit von internetbasierten Interventionen zur Behandlung psychischer Störungen kann als belegt angesehen werden. Jedoch ist noch weitgehend unklar, welche Faktoren ihre Effektivität beeinflussen. In dieser Arbeit wurde die zugehörige Wissensbasis daher dargestellt und erweitert. Dabei wurde der Einfluss der Programmdauer und des Einsatzes von Chat-Beratung auf die Wirksamkeit untersucht. Zudem wurde geprüft, welchen Effektivitätsvorteil Beratungsprogramme gegenüber einfacher E Mail-Beratung haben. Daneben wurden verschiedene potenzielle Wirkprädiktoren ausgewertet.
Methoden. Es wurden drei Online-Studien an zwei internetbasierten Beratungsprogrammen durchgeführt. Studie 1 ist eine zweifaktorielle Experimentalstudie, in der das Vorhandensein chatbasierter Beratung und die Dauer der Intervention systematisch variiert wurden. Studie 2 ist eine randomisiert-kontrollierte Untersuchung, in der Teilnehmende entweder einem Beratungsprogramm, E-Mail-Beratung oder einer Wartegruppe zugewiesen wurden. Studie 3 ist eine Sekundäranalyse der Daten aus Studie 1. In ihr wurde untersucht, welche Merkmale eine erfolgreiche Programmnutzung vorhersagen. Die Ergebnisse der drei Studien wurden in den aktuellen Forschungsstand integriert. Zuvor wurde eine theoriegeleitete Systematik zur Darstellung der Evidenz entwickelt.
Ergebnisse. Wirkfaktoren internetgestützter Interventionen können den folgenden Ebenen zugeordnet werden: den Nutzenden, der Umwelt, der Intervention und interaktionsspezifischen Merkmalen. Die Studien der Dissertation beziehen sich primär auf die Ebene der Intervention und auf die der Nutzenden. An Studie 1 und ihrer Sekundäranalyse Studie 3 nahmen n=534 Personen teil. Studie 2 verzeichnete n=167 Teilnehmende. In Studie 1 zeigten sich weder im Faktor „chatbasierte Beratung“ (p ≥ .63) noch im Faktor „Programmdauer“ (p ≥ .20) signifikante Effektunterschiede. In Studie 2 erreichte das Beratungsprogramm im Vergleich zur Wartegruppe in allen Indikatoren mittlere bis starke Effekte (d ≥ 0,55; p ≤ .023). E-Mail-Beratung erzielte dagegen nur in einem Merkmal signifikante Effekte (d = 0,74; p = .022). Zwischen dem Programm und der E-Mail-Beratung zeigten sich jedoch keine signifikanten Differenzen (p ≥ .25). In Studie 3 wurde das Programmziel „Konsumabstinenz“ (p < .001) als der wichtigste Erfolgsprädiktor identifiziert.
Diskussion. Die Wirksamkeit mehrwöchiger Beratungsinterventionen lässt sich womöglich nur begrenzt durch eine höhere Betreuungsintensität steigern. Die tendenzielle Überlegenheit von Beratungsprogrammen gegenüber einfacher E-Mail-Beratung ist vermutlich darin begründet, dass mithilfe ihrer multimodularen Struktur Interventionstechniken besser umgesetzt werden können. Aufseiten der Nutzenden verweisen die Ergebnisse auf die Wichtigkeit individueller Verhaltensziele. Wirkfaktoren internetgestützter Interventionen sollten verstärkt und systematischer erforscht werden.
Die Anpassung des methodischen Handelns von Evaluierenden an die jeweiligen situativen und praktischen Umstände wird in der Regel als ein Hemmnis für eine adäquate Methodenanwendung betrachtet. Mit dieser Arbeit wird alternativ versucht, die Professionalität von Evaluierenden in Bezug zu den praktischen Umständen zu finden, in denen ihr Handeln abläuft. Die Aufmerksamkeit wird dabei auf die konkreten Strategien und Praktiken gerichtet, die Evaluierende zur Bewältigung ihrer Praxis entwickeln und einsetzen. Die Arbeit knüpft damit an wissenschaftssoziologische und ethnomethodologische Ansätze an, welche die soziale, interaktive und situative Einbindung von wissenschaftlicher Praxis untersuchen. Die Situierung des methodischen Handelns wird am Beispiel der Gruppendiskussionspraxis von Evaluierenden betrachtet. Die Gruppendiskussion erweist sich eine Methode mit Widersprüchen und Unschärfen bei gleichzeitig hoher Popularität bei Evaluierenden. Es werden drei zentrale Bezugspunkte für das praktische Handeln der Evaluierende herausgearbeitet: situative Herausforderungen wie Adressatenorientierung, Machtkonstellationen und Ressourcen, persönliche Anliegen wie fachliche Prägungen der Evaluierenden, institutionelle Routinen und normative Bezugspunkte sowie methodische Herausforderungen, die bei der Planung, Durchführung, Auswertung und der Ergebnisvermittlung im Zusammenhang mit Gruppendiskussionen entstehen.
Der Islam ist in Deutschland aufgrund seiner verhältnismäßig großen Menge an Gläubigen sehr präsent. Das Verhältnis der Menschen ist infolge vergangener Ereignisse, die den Islam mit Terrorismus in Verbindung gebracht haben, zwiegespalten. Jedoch bleiben interreligiöse Begegnungen im Alltag durch die Pluralität der Gesellschaft nicht aus. Trotz allem führen diese zu gewisser Unsicherheit der Menschen, was das Verhalten gegenüber dem „Anderen“ angeht. Soll man auf sie zugehen? Ist es besser, sich gegenseitig zu ignorieren? Will man überhaupt in Kontakt treten? Tendenziell ist die Situation vorzufinden, dass die Menschen in Deutschland zwar miteinander in einem Land, aber dabei doch eher aneinander vorbei leben. Einerseits kann eine solche religiöse Pluralität im Umgang miteinander Herausforderungen bieten. Andererseits kann sie ebenso eine Chance für Austausch oder Neues sein. Eine grundsätzliche Frage, die sich dabei stellt, ist: Nimmt man sich den Herausforderungen an, wagt Neues und entdeckt die Möglichkeiten der Vielfalt oder gibt man den Schwierigkeiten nach und beschränkt sich auf das Bekannte?
Im Zuge solcher Überlegungen entstand 2017 in einer Kooperation der Institute der Katholischen sowie Evangelischen Theologie der Universität Hildesheim, des Instituts der Islamischen Theologie der Universität Osnabrück, dem Bistum Hildesheim und dem St. Jakobushaus in Goslar eine Universitätsveranstaltung, die sich der Förderung interreligiöser Begegnungen verschrieben hat: die Interreligiösen Studientage. Hier erhalten Studierende der katholischen, evangelischen und muslimischen Theologie einmal im Jahr die Möglichkeit im Rahmen ihres Studiums, Begegnungen mit anderen Glaubensrichtungen unmittelbar zu erfahren.
Die vorliegende Arbeit setzt sich kritisch mit den sich bietenden Möglichkeiten und Grenzen interreligiösen Begegnungslernens auseinander, um sie anschließend abzuwägen.
Die Absicht einer älteren Generation, die jeweils jüngere Generation durch Erziehung zu führen und anzuleiten, um sie tüchtig zu machen für ein Leben in der gegenwärtigen Welt und sie vorzubereiten auf das Leben in einer zukünftigen Welt, mündete bis ins 17. Jahrhundert in dem steten Bestreben von Theologen, Erziehung und Unterrichtung zu optimieren. Die sodann im 17. und 18. Jahrhundert aufkommenden Disziplinen Didaktik und Pädagogik gelten als Oberbegriff für die Reflexion der Faktizität (Was ist?) und Klärung der Normativität (Was sollen erstrebenswerte Ziele sein?).
Dabei hat sich im deutschsprachigen Raum - gerahmt durch eine geisteswissenschaftlich-hermeneutische Dominanz - eine gewisse Dichotomie herausgebildet, die individuelle Seite erzieherischen Handelns zu überhöhen (Das pädagogische Verhältnis zum Kinde), andererseits die gesellschaftliche Seite zu kritisieren (Institutionenkritik und Imperfektheit der Verhältnisse).
Der Verfasser beklagt einen gewissen anti-organisationalen Reflex in der Pädagogik, durch die Engführung auf die pädagogische Grundfigur „Ich mache guten Unterricht“ bedeutsame Fragen der optimalen Lernorganisation ‚im weiteren Sinne‘ auszublenden (z.B. „Wie lernt ein ganzes Kollegium gute Schule zu machen?“; „Welchen Beitrag liefert eine pädagogische Einrichtung für eine Bildungsregion?“, „Wie lassen sich Bildungsbiographien lebenslang optimal fördern?“, „Wie werden Jugendliche auf das Denken und Handeln in einer globalisierten Netzwerkgesellschaft vorbereitet?“). Selbst die seit den 70 Jahren des letzten Jahrhunderts aufkommenden Stimuli zur ‚Lernenden Organisation - vor allem getrieben durch die (Industrie-) Soziologie, Sozial- und Wirtschaftspsychologie und den Arbeits- und Organisationswissenschaften - wurden in der Pädagogik im deutschsprachigen Raum bis Ende der 90er Jahre sozusagen ausgebürgert.
In dieser Arbeit werden für den Zeitraum 1995 – 2010 anhand einer umfassenden Literaturrecherche vielfältige theoretische, methodische und institutionelle Einflüsse als organisationspädagogische Wende in der Erziehungswissenschaft rekonstruiert, die im Ergebnis zur Etablierung einer neuen Teildisziplin Organisationspädagogik in der Erziehungswissenschaft und zur Ausbildung eines entsprechenden Berufsbildes Organisationspädagoge/-pädagogin geführt haben. Dabei wird mit dem Ziel, die erwähnte Dichotomie von individueller und gesellschaftlicher Seite zu überwinden, die organisationale Seite von Bildung und Erziehung eingeführt: Bildungstheoretisch wird von der „Bildsamkeit und Lernfähigkeit von Organisationen“ ausgegangen, die – so die didaktische Konsequenz – ihre Kommunikationsmuster im Blick auf die oben erwähnte Erweiterung des Lernverständnisses ausrichten müsse: Lebenslanges Lernen, auch außerhalb von pädagogischen Einrichtungen!
„Einmal zu den Olympischen Spielen, einmal olympisches Edelmetall gewinnen...“.
So oder so ähnlich hören sich die Träume von Nachwuchssportler*innen in den olympischen und paralympischen Sportarten an. Dabei liegt im Verborgenen, wie lang der Weg dorthin ist, wie früh er beginnt, welche Rahmenbedingungen und systemspezifischen Konstellationen es benötigt, damit sich dieser Traum einmal im Leben erfüllt. Auch die Lebensgeschichten von denjenigen, die es nicht an die internationale Spitze schaffen, kennt kaum jemand.
Wie gestaltet sich so ein junges Leben im Nachwuchsleistungssport in Deutschland, unabhängig von späteren Erfolgsaussichten — zumal als Jugendlicher mit Migrationshintergrund oder körperlicher Behinderung?
Um Antworten auf diese Fragen zu erarbeiten wurde für das vorliegende Werk die Lebenswelt jugendlicher Internatsathlet*innen aus soziologischer sowie sportpädagogischer und -psychologischer Perspektive betrachtet und bietet somit einen besonders tiefen Einblick in die Lebensgeschichten einzelner.
Identität aus dem Glauben?
(2019)
Dieser Report gibt einen systematischen Überblick über die aktuelle Datenlage zur Lebenssituation junger Menschen, die eine Zeit ihres Lebens in der Heimerziehung
oder in Pflegefamilien aufgewachsen sind. Der Datenreport zeigt, dass die Gruppe dieser sog. Care Leaver*innen in den allgemeinen Surveys zum Kindes- und Jugend- sowie jungen Erwachsenenalter, nicht aussagekräftig repräsentiert ist und zudem – häufig – die Kategorisierungen von stationären Erziehungshilfen in den Surveys nicht entsprechend des Standes der Kinder- und Jugendhilfeentwicklung differenziert vorgenommen werden. In der Erziehungshilfeforschung fehlen gleichzeitig Längsschnittuntersuchungen, die jenseits von Wirkungsanalysen stationärer Einrichtungen Aussagen über die soziale Teilhabe der jungen Menschen im jungen Erwachsenenalter machen und insbesondere auch das Aufwachsen in Pflegefamilien einbeziehen.
Innerhalb der psychologischen Forschung ist das Einstellungskonzept ein häufig untersuchtes und divers diskutiertes: Verschiedene theoretische Perspektiven betonen wahlweise dessen Funktion als verhaltenserklärende oder durch Verhalten zu erklärende Variable und begreifen Einstellungen dabei entweder als fluktuierendes Konstrukt oder zeitlich stabile Einheit. Wechselwirkungen mit konkreten Handlungserfahrungen sowie längerfristige Entwicklungsdynamiken wurden hingegen bislang kaum berücksichtigt. Eine entwicklungspsychologische Einstellungsperspektive stellt insofern eine fruchtbare Ergänzung dar und wurde im Rahmen der Abhandlung konzeptuell und empirisch untersucht.
Die empirische Untersuchung erfolgte mithilfe zweier Online-Befragungen im Kontext schulischer Innovationen: Studie 1 fokussierte Einstellungen und entsprechende Handlungserfahrungen Lehrender bezüglich bilingualen Unterrichts in einer querschnittlichen und einer längsschnittliche Studie (Studie 1A: N = 359, Studie 1B: N = 26). Konzeptuell repliziert wurden die Befunde hinsichtlich inklusionsbezogener Einstellungen und Handlungserfahrungen Lehrender (Studie 2: N = 704).
Einen Auswertungsschwerpunkt stellte die Bildung eines validen Einstellungsmaßes auf Grundlage der im Erwartungs-Wert-Format konstruierten Skala dar: Während die multiplikative Verknüpfung beider Komponenten der Messgüte nicht zuträglich war, zeigten innovationsbezogene Erwartungen in beiden Studien erwartungskonforme Korrelationen. Die Zusammenhänge zwischen der Umsetzung bilingualen Unterrichts und entsprechenden Einstellungen der Lehrenden wurde moderiert durch die entwicklungsregulierende Ressource hartnäckiger Zielverfolgung. Bezüglich inklusiven Unterrichts hingegen zeigten sich Zusammenhänge zwischen in der Vergangenheit liegenden Umsetzungserfahrungen und gegenwärtigen Einstellungen. Zudem wurde die Bedeutung der persönlichen Bindung der Lehrenden an innovationsbezogene soziale Normen deutlich. Insgesamt illustrieren die Befunde die Komplexität des intrapsychischen Bedingungsgefüges spezifischer Einstellungen und verdeutlichen die Vielschichtigkeit (der Erforschung) jener Prozesse, mithilfe derer Individuen sich flexibel auf wechselnde Handlungserfahrungen einzustellen vermögen.
Das Ziel der vorliegenden Forschungsarbeit bestand in der Entwicklung und Erprobung zweier für das Kindergartenalter vorgesehenen Fördermaßnahmen zur Prävention von späteren Lese-Rechtschreib- bzw. Rechenschwierigkeiten. Zu diesem Zweck wurde eine Spielesammlung zur Förderung der phonologischen Bewusstheit (ZIK – Zuhören im Kindergarten) sowie eine weitere zur Förderung numerischer Kompetenzen (ZAK – Zahlen im Kindergarten) konzipiert, die jeweils die Vorteile klassischer Förderprogramme sowie moderner alltagsintegrierter Förderkonzepte vereinen sollen. Dabei wurde angenommen, dass sich unter den praxisnahen Feldbedingungen eines Kindergartens bedeutsame Fördereffekte auf die anvisierten Kompetenzbereiche erzielen lassen und insbesondere Kinder mit einem Risiko für spätere Lernschwierigkeiten von der regelspielbasierten Förderung profitieren.
In einer ersten Wirksamkeitsprüfung der ZAK-Förderspiele mit einer Interventions- und einer Wartekontrollgruppe ließ sich sowohl ein kurz- als auch ein langfristig stabiler Fördereffekt auf die numerischen Kompetenzen nachweisen. In der anschließenden Hauptstudie sollte dieser Befund zum einen repliziert und zum anderen erstmalig die Wirksamkeit der ZIK-Förderspielesammlung geprüft werden. Erste Analysen anhand von Pre- und Posttestdaten ergaben einen Hinweis auf einen kompensatorischen Fördereffekt durch die ZAK-Förderung. Anhand der finalen Daten der Hauptstudie konnte letztendlich auch für die ZIK-Spielesammlung ein kurzfristiger Fördereffekt auf die phonologische Bewusstheit verzeichnet werden. Jedoch erwies sich dieser, ebenso wie der durch die ZAK-Förderung kurzfristig erzielte Vorteil auf die Entwicklung numerischer Kompetenzen, nicht als stabil. Bezüglich des angenommenen differentiellen Fördereffekts zeigten sich Tendenzen dahingehend, dass Kinder mit einem geringen sozioökonomischen Status sowie einem Migrationshintergrund kurzfristig stärker von einer Förderung mittels der ZIK-Spiele bzgl. der Entwicklung ihrer phonologischen Bewusstheit profitieren. Neben diesen marginal signifikanten Effekten zeigten die Moderatoranalysen keine weiteren Hinweise auf differentielle Fördereffekte, auch nicht für die ZAK-Förderspiele.
Die erzielten Ergebnisse weisen in der Gesamtschau darauf hin, dass die im Rahmen der vorliegenden Arbeit entwickelten Fördermaßnahmen im Einklang mit der bisherigen Forschungsliteratur auf ein gewisses Potenzial dieser Art der Förderung von bereichsspezifischen Vorläuferfertigkeiten hinweisen. Allerdings kann ein Einsatz beider Förderspielesammlungen zur Prävention von Lernschwierigkeiten in der hier praktizierten Form aufgrund fehlender überzeugender langfristiger Wirksamkeitsnachweise nicht empfohlen werden. Im Gegensatz dazu bedarf es weiterer Forschungsbemühungen, innerhalb derer u. a. eine Erhöhung der Förderintensität bzw. -dauer realisiert werden sollte, um das mutmaßlich höhere Potenzial der Förderspielesammlungen stärker ausschöpfen zu können.
Ziel des Forschungsprojektes, welches dieser Dissertation zugrunde liegt, war die Konstruktion eines allgemeinen Entwicklungstests für die frühe Kindheit. Die Entwicklung in der frühen Kindheit bildet den Grundstein für die weitere Entwicklung im Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter. Treten bereits im frühen Kindesalter Entwicklungsverzögerungen oder -störungen auf, so besteht ein großes Risiko, dass auch die weitere Entwicklung beeinträchtigt ist. Das frühe Eingreifen durch geeignete Fördermaßnahmen oder Therapien erhöht die Chance bei Kindern mit auffälliger Entwicklung, dass Rückstände aufgeholt werden können. Um Abweichungen in der Entwicklung frühzeitig erkennen und beurteilen zu können, sind geeignete diagnostische Verfahren nötig. Zum Zeitpunkt der Entstehung des Forschungsprojektes lagen nur wenige geeignete Entwicklungstests für das Alter von 0 bis 3 Jahren vor. So wurde auf der Grundlage neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse ein neues Verfahren, der FREDI 03 (Mähler, Cartschau & Rohleder, 2016), entwickelt. Der FREDI 0-3 ist ein allgemeiner Entwicklungstest, mit dem der Entwicklungsstand im Bereich der motorischen, kognitiven, sprachlichen und sozial-emotionalen Entwicklung im Alter von 0 bis 3 Jahren bestimmt werden kann. Im Rahmen dieser Arbeit werden der Ablauf der Konstruktion, Normierung und die anschließende Qualitätsüberprüfung beschrieben.
Ein Testverfahren sollte den gängigen Qualitätsmerkmalen Objektivität, Reliabilität und Validität genügen. Die Überprüfung der Objektivität und Reliabilität erfolgte für den FREDI 0-3 anhand der aus der Normierung vorliegenden Daten und Erkenntnisse. Zur Überprüfung der Validität des Verfahrens wurden zusätzlich drei zusätzliche Studien durchgeführt. Die Konstruktvalidität wurde anhand einer Stichprobe mit frühgeborenen Kindern überprüft, bei denen ein erwarteter Entwicklungsrückstand aufgrund der unreifen Geburt, durch den FREDI 0-3 bestätigt werden konnte. Zur Überprüfung der Übereinstimmungsvalidität der Skala Sprache des FREDI 0-3 wurde eine Stichprobe mit dem FREDI 0-3 und ein bzw. zwei weiteren spezifischen Sprachentwicklungstests getestet. Dabei konnten hohe Übereinstimmungen nachgewiesen werden. Im Rahmen der dritten Studie wurde die Prognoseleistung des FREDI 0-3 überprüft, in dem bei einem Teil der Normierungsstichprobe im Vorschul- bzw. Grundschulalter erneut der Entwicklungsstand ermittelt wurde. Hier konnten zwar große Übereinstimmungen der Einschätzung unauffälliger Kinder nachgewiesen werden, jedoch konnten anhand der vorliegenden Daten nur sehr geringe Zusammenhänge zwischen den Testergebnissen in der frühen Kindheit und dem späteren Vor- bzw. Grundschulalter gefunden werden. Zusammenfassend ist im Rahmen des Projektes ein neu normiertes und auf der Basis neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse konstruiertes allgemeines Entwicklungsdiagnostikum für die frühe Kindheit entstanden. Die Qualitätsansprüche konnten bereits in weiten Teilen bedient werden, weitere Prüfungen stehen jedoch noch aus.
Auch wenn es sich bei der Entwicklungsdiagnostik immer nur um eine Momentaufnahme des aktuellen Entwicklungsstatus eines Kindes handelt, so liefern Entwicklungstests doch differenzierte Informationen über ein breites Spektrum der Entwicklung, die sonst nicht sichtbar werden würde. Hier kann der neu konstruierte Entwicklungstest FREDI 03 einen wertvollen Beitrag leisten, vor allem durch den Einbezug aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse, zeitgemäßem Material, hoher Praktikabilität und aktueller Normen.
Bisherige Forschung zur Arbeitsmarktpartizipation von Geflüchteten lässt deren Perspektive weitgehend offen und fokussiert jene, die im Zuge der Fluchtbewegung 2015 angekommen sind. Demgegenüber widmet sich die vorliegende Studie jenen, die bereits längere Zeit als Asylberechtigte in Österreich leben.
Krieg und Flucht bedingen Abbrüche von Arbeits- und Ausbildungsverhältnis und das Asylverfahren ist geprägt von organisierter Desintegration (Täubig 2009), welche die ethnische Homogenität der sozialen Netzwerke fördert. Die Asylgewährung stellt als weitere biografische Zäsur unvermittelt Erwartungen an eine rasche Arbeitsmarktpartizipation.
Wie vor diesem Hintergrund Flucht anstatt eines Zusammenbruchs von Lebensentwürfen zur problemlösenden Zäsur in der Erwerbsbiografie werden kann, steht im Zentrum der Forschung. Welche biografischen Antworten finden Asylberechtigte unter Einsatz ihrer sozialen Netzwerke im Hinblick auf diese Einschnitte und wie werden sie in die Gesamtbiografie eingebettet?
Tschetschen*innen formieren in Österreich die größte Gruppe unter den langjährig anerkannten Geflüchteten. Der Traditionskodex Adat nimmt eine gewichtige Rolle ein und definiert – wenngleich nicht einheitlich kodifiziert – die Pflicht zur gegenseitigen Unterstützung und die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung. Der Forschungsfokus liegt auf dem Zusammenwirken von im Adat festgelegten Normen und Geschlechter- und Generationenverhältnissen. Zehn biografische Interviews wurden jeweils mit egozentrierten Netzwerkzeichnungen kombiniert und mittels Grounded Theory analysiert.
Diagnosen zu Langzeitearbslosigkeit, Strukturwandel der Anerkennung sowie Labelingprozessen werden mit biografietheoretischen Grundlagen verbunden. Die biografischen Fallrekonstruktionen geben Aufschluss über subjektive Deutungen von Arbeitserfahrungen und Erwerbslosigkeit.
Die Ergebnisse zeigen, dass die eigene Identität auf Basis alternativer Anerkennungssphäre rekonstruiert wird, wenn Erwerbsarbeit als Quelle sozialer Anerkennung nicht verfügbar ist. So kann etwa Religionsausübung Anerkennung vom eigenen Netzwerk bringen; dazu muss sie allerdings sichtbar nach außen getragen werden. Die damit einhergehende Diskriminierung sowie die Flucht als disruptives Lebensereignis werden als Gründe für einen aus subjektiver Sicht gescheiterten Lebenslauf genannt.
Die Interviewten reproduzieren das Verständnis von Integration als individuell zu erbringende Leistung. Um eine positivere Bewertung des eigenen Biografieverlaufs sicherzustellen, setzen sie Distanzierungskonstruktionen gegenüber neu angekommenen Gruppen Geflüchteter ein. Die Kontinuität der Kategorie Flüchtling lehnen die Betroffenen ab und konstruieren stattdessen ein Wir im Sinne der eigenen Religion oder Volksgruppe.
Die Forschung leistet einen Beitrag zum Verständnis eines interaktionistischen Modells der Identitätsumformung in Fluchtbiografien in Hinblick auf den Entzug sozialer Anerkennung durch verunmöglichte Erwerbsintegration.
Depressive Störungen zählen weltweit zu den häufigsten psychischen Störungen. Sie betreffen nicht nur das erkrankte Individuum selbst, sondern sind auch von großer Relevanz für dessen soziales Umfeld und die gesamte Gesellschaft. Die klinisch-psychologische Depressionsforschung lässt sich in zwei große Forschungsbereiche unterteilen. Auf der einen Seite steht die Erforschung der Störung an sich, d.h. die Beschäftigung mit ätiologisch relevanten, auslösenden und aufrechterhaltenden Faktoren depressiver Störungen sowie ihrer Klassifikation, Diagnostik und Epidemiologie. Auf der anderen Seite beschäftigt sich die Interventionsforschung mit der wirksamen Behandlung depressiver Störungen, möglichen Unterschieden in der Wirksamkeit verschiedener Psychotherapieformen und den möglichen Wirkprozessen von Psychotherapie. In der vorliegenden Dissertation sind beide Forschungslinien durch entsprechende Fragestellungen bzw. empirische Untersuchungen vertreten. So konnte im Rahmen der ersten Studie gezeigt werden, dass depressive Personen stärker empfänglich für informationalen sozialen Einfluss sind. Im Rahmen der zweiten Studie wurde untersucht, ob sich die Wirkmechanismen einer kognitiven Intervention im Vergleich zu einer achtsamkeitsbasierte Intervention bei der Behandlung depressiver Störungen unterscheiden. Die Ergebnisse sprechen zusammengefasst eher gegen die Annahme spezifischer Mechanismen beider Therapie und sind besser mit Modellen zu generellen Wirkfaktoren vereinbar. Es wird diskutiert, inwieweit es sich bei der Veränderung von Kognitionen auch um einen solchen generellen Wirkfaktor handeln könnte.
Entsteht in der Postmoderne eine neuartige Relation zwischen Privatheit und Öffentlichkeit? Wenn es eine Neurelationierung gibt, lässt sich diese als Vermischung von Privatheit und Öffentlichkeit verstehen? Wie lässt sich diese Relationierung als Phänomen beschreibbar machen? Es ist das Anliegen dieser Forschungsarbeit, diese Fragen zu klären. Sie hat sich hierfür drei Bereiche gesucht, in denen es Anzeichen für eine Vermischung von Privatheit und Öffentlichkeit gibt. Dieses sind drei öffentlich zugängliche (digitale) Verbreitungsmedien: Online-Kommentarbereiche am Beispiel eines Kommentarbereichs der ZEIT-Online, Social Network Sites am Beispiel von Instagram sowie Polit-Talkshows am Beispiel einer Folge der Sendung ‚Studio Fried-man‘. Diese drei Bereiche wurden anhand von Fallbeispielen empirisch analysiert. Die empirische Untersuchung wurde in wissenschaftlichen Papern dokumentiert und die Paper wurden in fachspezifischen peer-reviewed Journals bzw. Sammelbänden eingereicht bzw. veröffentlicht. Die vorliegende Arbeit soll nun die Ergebnisse der empirischen Forschung in das Gesamtkonzept der Forschungsarbeit integrieren. Dieses Konzept sieht vor, die Begriffe Privatheit und Öffentlichkeit in theoretischer Hinsicht zu definieren und zu systematisieren, sodass sie einen theoretischen Rahmen bilden, der durch die Empirie auf seine Be- bzw. Widerlegbarkeit geprüft werden kann.
Dementsprechend soll zunächst ein Einstieg in die theoretische Aufarbeitung der Begriffe Privatheit und Öffentlichkeit gegeben werden. Diese wird sich sehr stark an der von Hannah Arendt erarbeiteten Auffassung von Privatheit und Öffentlichkeit orientieren und es wird zu zeigen sein, inwiefern dieses Konzept fruchtbar für das weitere Vorgehen ist. Denn, so die weitere Argumentation, die Öffentlichkeit stellt einen Bereich dar, in dem sich Macht materialisieren kann. In der Postmoderne wird Öffentlichkeit vornehmlich über (digitale) Verbreitungsmedien hergestellt. Daher wird hieran anschließend dargelegt werden, wie sich Macht als Kommunikationsmacht in der Öffentlichkeit der Verbreitungsmedien manifestiert. Auf Basis dieser theoretischen Konzeptionalisierung der Begriffe Privatheit, Öffentlichkeit und Kommunikationsmacht wird dann ein analytisches Gerüst erarbeitet werden, das eine Kategorisierung der untersuchten Verbreitungsmedien anhand der Dimensionen Privatheit und Öffentlichkeit ermöglicht. Dies lässt eine Systematisierung der Erkenntnisse der empirischen Untersuchung zu und gestattet eine Integration der Paper in das Gesamtkonzept dieser Forschungsarbeit.
Es handelt sich um einen Kurzbericht zu einer Online-Befragung der Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Giesen zur geplanten Wiederinbetriebnahme der Kalimine in der Region zwischen Sarstedt, Giesen und Nordstemmen. Insgesamt wurden 4000 Haushalte angeschrieben. 800 Haushalte haben an der Befragung teilgenommen. Im Bericht steht die Untersuchungsfrage der gesellschaftlichen Akzeptanz des geplanten Vorhabens im Mittelpunkt. Hierzu werden zentrale empirische Ergebnisse aufbereitet.
Aufgrund des regen Interesses der Bürger_innen an der Umfrage und der lokalpolitischen Relevanz der politischen Streitfrage, sollen zentrale deskriptive Ergebnisse aus der Befragung in die Öffentlichkeit getragen werden. Daher werden in den einzelnen Kapiteln des Ergebnisberichts zunächst Angaben zur Untersuchungszeit, Befragungsdauer, Rücklaufquoten usw. im Feldbericht genannt. Darauf folgt eine Zusammenfassung von zentralen deskriptiven Analysen, die bereits durchgeführt worden sind.
Im Anhang des Kurzberichts befindet sich neben Dokumentationsmaterial aus der Erhebung (Anschreiben, Fragebogen) zudem eine Häufigkeitsauszählung des vollständigen Fragebogenkatalogs mit Ausnahme der offenen Angaben, welche wir aus Datenschutzgründen nicht veröffentlichen.
Motor Imagery, definiert als die mentale Durchführung von Bewegungen ohne die tatsächliche Ausführung selbiger, wurde bereits in den späten siebziger Jahren im Segment des Leistungssports untersucht. Hier zeigte sich, dass die gedankliche Vorstellung von Bewegungsabfolgen, vor der tatsächlichen Durchführung zu einer fehlerverminderten motorischen Ausführung führt. In den folgenden Jahrzehnten konnten zahlreiche Gemeinsamkeiten von vorgestellter und tatsächlich durchgeführter Bewegung aufgezeigt werden. Zudem konnten die dargestellten Effekte neuronalen Aktivierungsmustern und neuroplastischen Mechanismen zugeschrieben werden.
Aufbauend auf dem wachsenden wissenschaftlichen Fundament, fand Motor Imagery Einzug in vielfältige Bereiche der Rehabilitation. Folgend wurden positive Effekte für diverse Zielpopulationen beschrieben. Zu diesen zählen sowohl Patienten mit Complex Regional Pain Syndrome als auch
Patienten nach einem Schlaganfall, mit einer Querschnittssymptomatik oder auch Patienten mit
Morbus Parkinson. Sowohl verminderte Schmerzwahrnehmung, als auch verbesserte Motorik unterliegen den neuronalen Mechanismen, welche mittels Motor Imagery hervorgerufen werden. Im Bereich der Beckenbodendysfunktionen wurde Motor Imagery bislang noch nicht untersucht. Die
vorliegende Arbeit leitet die Thematik des Motor Imagery her und implementiert Motor Imagery erstmalig bei Patienten mit Beckenbodendysfunktionen.
Die Waffenruhen um Weihnachten 1914 an der Westfront sind ein bemerkenswertes Beispiel für die "Unterbrechung von Gewalt", durch die beides deutlich wird: die bis dato beispiellosen Verheerungen des "Maschinenkriegs", in dem der "kleine Friede" eine kurzfristige Ausnahme blieb, wie die trotzdem noch mögliche, zumindest momentane Überwindung der Gewalt dort, wo sich die Soldaten als Menschen jenseits der Uniform begegneten.
Die kumulative Dissertation ist als Teil des Forschungsprojektes ESIS (Entwicklung Studierender in Schulpraktika) entstanden. In ESIS werden seit 2009 in mittlerweile sieben Studienanfängerkohorten des Lehramts-Bachelors Vollerhebungen der Lehramtsstudierenden zu sechs Messzeitpunkten rund um die zu absolvierenden, verpflichtenden Schulpraktika durchgeführt. Dabei spielten neben der Erforschung der Entwicklung Allgemeindidaktischer Kompetenzen der Probanden auch zahlreiche weitere Kompetenzfacetten, Einstellungen und Fähigkeitsüberzeugungen eine Rolle.
Der Fokus der vorliegenden Arbeit lag auf der Darstellung der Entwicklung der Berufswahlmotivation von Lehramtsstudierenden in schulpraktische Lehrveranstaltungen. Dabei wurde sowohl die Bedeutsamkeit von Berufswahlmotivation als Thema der Praktikumsforschung in den Blick genommen als auch die Einflüsse der schulpraktischen Lehrveranstaltungen auf Berufswahlmotivation und Zusammenhänge des Konstruktes mit dem Belastungserleben und den Selbstwirksamkeitserwartungen der Studierenden untersucht.
Es konnte gezeigt werden, dass entgegen der bisherigen Grundannahme hoher Zeitstabilität von Berufswahlmotivation durchaus Veränderungen dieser motivationalen Facette stattfinden. Vor allem die extrinsische Motivation der Befragten Lehramtsstudierenden nahm im Studienverlauf ab, insbesondere, wenn die jeweiligen Schulpraktika mit einem erhöhten Arbeitsaufwand verbunden waren.
Problematischer Alkoholkonsum und Alkoholtrinkkulturen europäischer Jugendlicher im Mehrebenenmodell
(2018)
Hintergrund: Als Teil des Projektes AAA-prevent zur Analyse jugendlichen Alkoholkonsums in Europa widmet sich diese Arbeit der sozialen Ansteckung des Problemtrinkens.
Methode: Deskriptiven Analysen der Daten 57.771 12- bis 16-Jähriger aus 25 Ländern folgen Clusteranalysen zur Unterscheidung von Konsummustern und -kulturen. Mehrebenenanalysen (MLA) bestimmen dann den Einfluss sozialer Trinknormen auf individuellen Problemkonsum.
Ergebnisse: Fünf Konsummuster auf individueller Ebene werden unterschieden und auf Länderebene zu drei Trinkkulturen aggregiert. Nach der Identifikation von 7.264 (15.1%) Problemkonsumenten, erbringen MLA den signifikanten positiven Zusammenhang zwischen dem Anteil der Problemtrinker eines Landes und dem individuellen Risiko, ein problematischer Konsument zu sein (OR = 1.05).
Schlussfolgerungen: Für Jugendliche müssen andere Alkoholtrinkkulturen als für Erwachsene angenommen und der Einfluss sozialer Normen auf individuelles Trinkverhalten beachtet werden.
Ziel des Forschungsprozesses, der dieser Dissertation zugrunde liegt, bestand darin, zu einem Erkenntnisfortschritt beizutragen, der sich auf die Erfassung, Entwicklung sowie auf mögliche Entwicklungsbedingungen akkommodativer Regulationsprozesse im Kindesalter konzentriert. Akkommodative Prozesse sind Angleichungen individueller Ansprüche und Ziele an gegebene oder veränderte Handlungsfelder durch Auflösung von Zielbindungen, Abwärtsvergleiche sowie die Generierung positiv entlastender Bedeutungen und Inhalte der faktischen Lebenssituation oder alternativer Entwicklungsmöglichkeiten. Akkommodative Prozesse werden vor allem dann bedeutsam, wenn ein Individuum mit Zielblockaden, kritischen Lebensereignissen, Verlusterfahrungen oder Problemen konfrontiert wird, die es nicht (mehr) durch aktiv-korrigierendes, intentional gesteuertes Handeln aufzulösen weiß, respektive deren Auflösung außerhalb der Reichweite oder Kontrolle individueller Entwicklung liegt. Obgleich die funktionalen (z.B. höheres Wohlbefinden) und protektiven (z.B. niedrigere Depressionswerte im Lebensverlauf) Effekte akkommodativer Regulationskompetenz (in ersten Ansätzen im Jugend- sowie) im Erwachsenenalter ausreichend gut beforscht wurden, liegen keinerlei Studien akkommodativer Regulationsprozesse für das Kindesalter vor. Dabei ist die Entwicklung akkommodativer Regulation sowie die Erforschung potentieller Entwicklungsbedingungen und Vorläufer unter anwendungsbezogenen Gesichtspunkten, beispielsweise zur Förderung adaptiver Bewältigungsfähigkeiten und Prävention psychischer Störungen im Lebensverlauf, von großer Bedeutung.
Zusammenfassend kann konstatiert werden, dass akkommodative Prozesse bereits im Kindesalter auftreten und erfasst werden können (Artikel 1). Dabei spielen vor allem selbstregulative Prozesse (z.B. exekutive Funktionen, Fähigkeiten zum Belohungsaufschub) als Vorläufer und Entwicklungsbedingungen akkommodativer Regulationsprozesse (z.B. Zielabwertungen, Aufwertungen alternativer Ziele) eine Rolle. Bedeutsame Zusammenhangssowie Vorhersagebefunde verweisen auf einen, zunächst unerwarteten, negativen Einfluss selbstregulativer Prozesse auf akkommodative Zielanpassungsprozesse im Vor- und Grundschulalter (Artikel 2 und 3). Demzufolge wurde hypothetisiert, dass die funktionale Präzedenz (der Entwicklung) selbstregulativer Prozesse das Exekutieren bzw. hartnäckige Festhalten an Zielen offenbaren könnte. Neben einem grundlagenorientierten Erkenntnisfortschritt akkommodativer Regulation für die Entwicklungspsychologie der Lebensspanne, regen die Befunde zu Diskussionen und neuen (Forschungs-)Perspektiven regulativer Prozesse im Kindesalter an.
Der Terminus Lese-Rechtschreibstörung umfasst ein Entwicklungsdefizit schulischer Fertigkeiten, bei dem es Kindern trotz altersentsprechender kognitiver Fähigkeiten und regelmäßiger Beschulung besonders schwer fällt, Lesen und/oder Schreiben zu lernen. Da betroffene Kinder Gefahr laufen, zusätzliche komorbide Störungen auszubilden, bedürfen sie nicht nur einer gezielten Übungsbehandlung sondern auch einer Unterstützung der sozial-emotionalen Entwicklung durch ihr unmittelbares soziales Umfeld. Eine multimodale Therapie des Kindes mit Einbezug der Eltern scheint daher unverzichtbar. Zudem zeigen Studien, dass Eltern lese-rechtschreibschwacher Kinder einen hohen Informationsbedarf in Bezug auf das Störungsbild des Kindes und dessen Behandlungsmöglichkeiten aufweisen und sich insgesamt stärker belastet fühlen. Darüber hinaus besitzt der Einsatz von Eltern in der Funktion als Ko-Therapeuten großes Potenzial für die Förderung der schriftsprachlichen Fähigkeiten von Kindern mit Lese-Rechtschreibstörung. Weiter zeigen sich sowohl bei Kindern ohne als auch bei jenen mit Entwicklungsstörungen positive Effekte von Elterntrainings auf elterliche Belastungen, Kompetenzen sowie Verhaltensauffälligkeiten der Kinder. Inwiefern Eltern durch Therapeuten, Lehrer, Ärzte oder andere Fachleute beraten und praktisch angeleitet werden, ist bisher kaum erforscht. Auch ist kein evidenzbasiertes deutschsprachiges Programm bekannt, dass dem Be-darf dieser spezifischen Zielgruppe von Eltern entspricht. Diese Forschungsdesiderate bilden die Ausgangspunkte für die in dieser Dissertation untersuchten Fragestellungen. Einerseits soll ein erster Eindruck in Hinblick auf Beratung und Partizipation von Eltern im Rahmen der Lese-Rechtschreibtherapie gewonnen werden. Anderseits kann mithilfe der gewonnenen Erkenntnisse der Entwicklung und Evaluation eines spezifischen Elterngruppenprogramms Vor-schub geleistet werden. Dieses Programm zielt zum einen auf die Belastungsreduktion und Kompetenzstärkung seitens der Eltern sowie zum zweiten auf eine Minderung von Verhaltensproblemen auf Seiten der Kinder ab. Im Fokus der Wirksamkeitsprüfung stehen neben der Teilnehmerzufriedenheit und der Erreichung persönlich definierter Ziele die Effekte auf die elterliche Belastung und Kompetenz sowie das Verhalten des Kindes. Die aus insgesamt vier Studien gewonnenen Erkenntnisse sollen Hinweise über den derzeitigen Beratungsstand der Eltern von Kindern mit Lese-Rechtschreibstörung liefern und gleichzeitig ein evidenzbasiertes Beratungsangebot für die Praxis bereitstellen.
Die seit 20 Jahren öffentlich geführte Diskussion um Erfolgsfaktoren von IT-Projekten wirft drei Fragen auf:
A: Sind die 'wahren' Faktoren noch nicht gefunden?
Wären bei andauernder Forschung bereits die wahren Faktoren ermittelt worden, dann müsste bei konsequenter Anwendung die Zahl der scheiternden IT-Projekte sukzessive abnehmen und das Interesse an der Untersuchung des Scheiterns von IT-Projekten nachlassen. Beides ist nicht der Fall.
B: Sollten Faktoren nicht überflüssig sein?
Müssten Erfolgsfaktoren bei konsequenter Anwendung etablierter Projekt-Managementmethoden nicht überflüssig sein? Projektmanagement-Disziplinen – deren Ziel es ist, Projekte zum Erfolg zu führen - haben sich über die Jahre stetig weiter entwickelt. Dennoch wird parallel eine öffentliche Diskussion um Faktoren geführt. Werden bestimmte Projekte in bestimmten Situationen so herausfordernd, dass Best-Practices nicht (mehr) funktionieren und es dieser Faktoren bedarf?
C: Kann die Entfaltung von Faktoren behindert werden?
Angenommen, man habe die 'wahren' Faktoren doch gefunden – gelingt die Anwendung und Umsetzung nicht? Scheitern genau die Projekte, in denen eine Anwendung von Erfolgsfaktoren bzw. Vermeidung von Misserfolgsfaktoren nicht funktioniert? Man kennt die Faktoren, weiss aber nicht immer, wie man sie entfaltet?
Hier vermutet die Arbeit eine Forschungslücke und wählt folgenden Arbeitsgang. Sie aggregiert ausgewählte Studien zu Erfolgsfaktoren, um übergreifend Wirk-Beziehungen aufzuzeigen. Anschließend schärft sie mit einer historisch geprägten Deskription und einer aktuellen Perspektive den Projektbegriff, nimmt eine Projekt-Typisierung vor und liefert eine Definition von Erfolg und Scheitern. Diese Typisierung wird um Besonderheiten von IT-Projekten ergänzt und in ein Modell herausfordernder IT-Projekte überführt, das sich im Grad der Komplexität von Inhalt und Umwelt begründet.
Um die hier vermuteten Grenzen tradierter (Projekt-)Managementmethoden und Erfolgsfaktoren zu belegen, spannt die Arbeit einen systemisch geprägten Theorierahmen auf. Sie begründet plausibel Herausforderungen des Managements komplexer Systeme und liefert ein Verständnis der Grenzen von Faktoren. Sie zeigt auf, wo Best-Practices die Chance auf Lernen der Individuen und Lernen der Organisation be-/verhindern.
Vor diesem Hintergrund lassen sich (Miss-)Erfolgsfaktoren als Symptome einer komplexitäts-(in)adäquaten Kommunikationsstruktur neu interpretieren und verstehen.
Die Dissertation illustriert diese Erkenntnisse an diversen Ansätzen der Projektarbeit und überführt sie in Forderungen, wie sie an künftige Formen der Projektbearbeitung gestellt werden müssten, wenn hochkomplexe Projekte gehandhabt werden sollen.
Abschließend mündet sie in eine 'K-Practice', deren Ziel es ist, das situative Bilden, Halten und Lösen komplexitätsadäquater Kommunikationsstrukturen zu begünstigen, um mittels adäquater Eigenkomplexität den Herausforderungen komplexer Projekte gerecht zu werden.
Twenty-one years ago, South Africa finally abolished its inhuman system of Apartheid, which was based on strict racial segregation and discriminating inequality amongst population groups. The country opened up for the first national elections for each South African inhabitant of age entitled to vote. Hence, proceedings as a sovereign, democratic and prosperous state, envisioning a non-racist and non-sexist society as desired in the South African Constitution are underway. Nevertheless, South Africa still faces many hindrances on its way to create a societal democratic model where diversity is valued, accepted, and embraced as a positive potential, and not considered as a threat. Many committed South Africans coming from civil society, business and government, are keen to proceed with no lack of thoroughly compiled ideas and programs. Especially regarding young people, as their part of population is extremely high, a broad variety of concepts exist. The challenge comes with implementation.
This thesis would like to contribute to the discussion around Citizenship Education in South Africa. In the South African context, it offers an innovative intervention, called Managing Diversity Youth Event, for and with young people aiming at triggering Open-Mindedness and making ready for Active Citizenry. It also looks at whether at all young people are willing to being faced with others from heterogenic background. To evaluate the intervention, quantitative and qualitative researches have been conducted since 2010 to obtain valuable findings that can contribute to assess, adapt, and improve the Event concept.
At the beginning of 2009 a diverse panel of socially engaged South Africans presented the so-called “Dinokeng Scenarios”. In a nutshell, the panel has offered three courses of events to South Africans to choose from when imaging Year 2020: Walk Apart, Walk Behind, and Walk Together. According to the panel, “Walking Together” offers the most promising opportunities towards a transparent, fully operational, and sustainable democracy. If “Walking together” is the way to go, the dialogue and exchange with and among people of heterogenic background need to be realized and promoted. A network of committed South African youth organizations implemented the Managing Diversity Youth Events BOPHA SIYAKHONA 2010 AND BEYOND, SHEBA BOKAMOSO 2012, and SHEBA BOKAMOSO 2014 with about 250 participants of heterogenic background, most of them young women and men aged between 13 and 22 years from different South African provinces. Participants were exposed to others by being mixed into newly created soccer teams and workshop groups.
Regardless of the specific assessment of Managing Diversity Youth Events, South Africa’s diversity needs to be addressed in the one or other way. Since the specific South African setting as a “Rainbow Nation” is pure fact. Many more ideas and concepts are welcome, and are supposed to be wholeheartedly championed for earnest realization.