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Heideggers Philosophie ist untrennbar verbunden mit dem Motiv der Geschichte in Bezug auf seine Seinsfrage. Bei dem Vollzug der Seinsfrage spielt die Geschichte die entscheidende Rolle. Historisch betrachtet, zeigt dies die Verbindung zwischen philosophischem Denken und Geschichtsbetrachtung seit Hegel, doch Heidegger hat seine eigene Perspektive auf den Zusammenhang zwischen der Geschichte und dem Sein. Er versucht nach seinem ersten Hauptwerk, „Sein und Zeit“, insbesondere mit dem Konzept der „Seinsgeschichte“ das Sein im Zusammenhang mit der Frage nach der Geschichte zu bearbeiten. Dabei ist die Geschichte vom ihm erneut in der Perspektive auf das Sein zu betrachten. Die vorliegende Arbeit berücksichtigt die Vieldimensionalität der Seinsgeschichte, in der der Zusammenhang zwischen der Geschichte und dem Sein sich deutlich zeigt. In den „Beiträgen zur Philosophie“, die oft als Heideggers zweites Hauptwerk genannt werden, geht es primär um die Seinsgeschichte bzw. das seinsgeschichtliche Denken und vor diesem Hintergrund kann sich die Vieldimensionalität der Seinsgeschichte zeigen.
Die zentrale Aufgabe der vorliegenden Arbeit ist, die drei Aspekte der von Heidegger als Seinsgeschichte bezeichneten Geschichte, den vertikalen Aspekt, den horizontalen und den Aspekt der Kreuzung, in den „Beiträgen zur Philosophie“ herauszuarbeiten. Dabei zeigt sich, dass der vertikale Aspekt als Unterscheidung die Genese des Seinsdenkens ist, dass der horizontale als das Medium für dieses Seinsdenken von der methodologischen Basis gilt, und dass der Aspekt der Kreuzung als der ursprüngliche Zusammenhang zwischen dem Menschen und dem Sein das Fundament bildet. Die drei genannten Aspekte verdeutlichen sich klar im Vergleich zur Wirkungsgeschichte der philosophischen Hermeneutik in „Wahrheit und Methode“ von Gadamer, die die hermeneutische Phänomenologie in „Sein und Zeit“ in sich entwickelt.
Diese drei Aspekte der Geschichte werden vor der Betrachtung zur Geschichte in den Beiträgen zur Philosophie auch von Heideggers Interpretation von Nietzsches Gedanken zum Nihilismus bzw. zum Willen zur Macht hervorgehoben, indem sich diese Interpretation als geschichtliches Denken zum Sein bestimmen lässt. Am Ende der vorliegenden Arbeit werden diese drei Aspekte von Heideggers Kunstphilosophie in dem Aufsatz „Ursprung des Kunstwerkes“ ersichtlich, indem die Geschichtlichkeit der Kunst vom Zusammenhang zwischen den Menschen und der Kunst aus freigelegt wird.
Durch die Kette der genannten Schritte zeigt die vorliegende Betrachtung den Zusammenhang und die Relevanz der drei Aspekte der Seinsgeschichte.
Das Konzept der ausgewogenen Gegenseitigkeit nimmt exemplarisch soziale Interaktionen ins Visier und legt deren immanente Potenziale der Gerechtigkeit frei; es zeigt auf, dass in vielen Sphären des Sozialen die Impulse der Gerechtigkeit nicht zu ihrer Vollendung gelangt sind. Ausgewogene Gegenseitigkeit indiziert ein wechselseitig gewolltes Verhältnis, das sich Menschen ab einer bestimmten Stufe der Humanität notwendigerweise „schulden“; ihre grundlegende Idee ist ein soziales Ethos des gerechten Maßes. Mit Hilfe der zentralen Ideen der Anerkennung und Gerechtigkeit wird sich jener Wertbestimmung angenähert, die in sozialen Interaktionen radikale und ungerechtfertigte Handlungen und Behandlungen offenlegt und desavouiert, bis erkennbar wird, dass sich in diesen sozialen Zusammenhängen das Verständnis der ausgewogenen Gegenseitigkeit, dies im Sinne der Gerechtigkeit und Redlichkeit, als Aufklärung aufdrängt.
Für die Allegorie der Ausgewogenheit hat der Autor die klassische Balkenwaage im Sinn, weil ihre lateinische Bedeutung vieles von dem offenbart, was mit der Idee der Gerechtigkeit assoziiert wird. Die Balkenwaage wurde im Lateinischen mit dem Begriff der libra (libare ═ im Gleichgewicht, schwebend, halten, schwingen) benannt und symbolisierte in allen Hochkulturen Gerechtigkeit, Wahrheit, Weisheit, Gesetz und Ordnung. Das Ansinnen der sozialen Ausgewogenheit wird deshalb durch das Bild der Waage zu verdeutlichen versucht, weil die Waage sich um eine Mittelachse symmetrisch schwingend bewegt und dabei versucht, zwischen einem Gewicht und einem Gegengewicht Balance zu halten. Man kann darin einiges hineininterpretieren, so z. B., dass in der Bewegung der Waagschalen eine Entscheidungsfindung zu ersehen ist, die ihre Zeit benötigt und in der kurzweilig die eine Seite mehr Gewicht anzeigt, obgleich das Endziel doch die Ausgewogenheit bleibt. Indessen teilt uns die Art des Schwebens mit, dass man im Leben Durchhaltevermögen und Geduld benötigt, um eine Last balancieren zu können, die nicht endlos sein darf. Bezüglich der sozialen Integrität wäre die Balance deshalb von Bedeutung, weil nur ein Gleichgewicht zwischen dem körperlichen und dem mentalen Zustand in eine umfassende Integrität münden würde.