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Infolge des gesellschaftlichen Wandels haben sich die Aufgaben und auch ihre Prioritätensetzung in der Pflegekinderhilfe verändert. Bspw. stellen sich die Ansprüche an erzieherische Fähigkeiten über die Pflegepersonen verfügen sollen, umfangreicher dar als noch vor Jahrzehnten. Zudem war eine Zusammenarbeit mit den Geburtseltern bis weit in das 20. Jahrhundert nicht vorgesehen. Gleichzeitig sind die bestehenden Beschreibungen der Pflegefamilie bis heute unscharf und in ständiger Veränderung darüber, wie eine (Pflege-) Familie aussehen soll, was sie charakterisiert, welche Aufgaben, welche Rollen vergeben werden. Die Forschung hat bisher zu wenig zur Weiterentwicklung beigetragen.
Angesichts dessen bestehen Widersprüche für derartige Ausprägungen, wenn die sich wandelnden und als Norm festgelegten Lebensweisen nicht mit den sie umgebenden Umwelten harmonieren. Ihre Auswirkungen treten verstärkt auf der operativen Ebene hervor.
Das vorliegende Forschungsprojekt hat Erstgespräche zwischen Fachkräften für Pflegekinder und Bewerbenden um ein Pflegekind evaluiert. Die in der Untersuchung freigelegten Ambivalenzen zeigen auf, dass sich einerseits die Anforderungen an den Pflegeauftrag gewandelt haben und andererseits diese veränderten Ansprüche offenbar in der Praxis noch nicht zufriedenstellend gelöst wurden. Deren Auftreten hat aber Auswirkungen u.a. auf die Herstellung eines gemeinsamen Arbeitsbündnisses in einem ersten Gespräch zur Aufnahme eines Pflegekindes sowie anschließend auf das Alltagsgeschehen während eines Pflegearrangements.
Die Ergebnisse dieses Forschungsprojekts können als Grundlage dienen, ein transparentes und an den Bedarfen von Pflegefamilien orientiertes Vorgehen zu generieren.
In den Programmatiken zur endogenen ländlichen Regionalentwicklung finden sich sowohl auf EU als auch auf Bundes- und Regionalebene implizit Forderungen zur Einbindung und Nutzung sozialer Diversität, was an Konzepte zu Diversity und Diversity Management erinnert. Um welche Diversität bzw. soziale und kulturelle Vielfalt es sich im ländlichen Raum handelt, die in die Entwicklung einbezogen werden soll, ist jedoch unklar.
Ausgehend von dem differenzheoretischen Konzept, dass Unterschiede über Handlungen konstruiert werden (doing difference) und in einem Verhältnis zu sozialer Gleichheit und Ungleichheit zu betrachten sind, wurde das Vorgehen für die ethnographische Untersuchung eines Projekts der endogenen Regionalentwicklung konzipiert.
Die Untersuchung geht davon aus, dass die ländliche Gesellschaft andere Entwicklungen und somit Voraussetzungen für die Herstellung und den Umgang mit Diversität als die urbane Gesellschaft mit sich bringt; dass soziale Diversität nichts naturgegebenes ist, sondern Differenzen situativ und kontextabhängig über Handlungen hergestellt werden, aber daraus noch kein politisches Konzept abzuleiten ist, sondern eine gesellschaftstheoretische Reflexion zum Umgang mit hergestellten Differenzen notwendig ist.
Mit den explorierenden Fragen im Hintergrund, welche Differenzen wie in der Projektarbeit hergestellt und relevant gemacht werden, wie sie sich überschneiden und kontextualisiert werden, wurden unter teilnehmender Beobachtung an sogenannten Runden Tischen in zwei Ortschaften Daten in Form von Beobachtungsprotokollen erhoben.
Die Auswertung der Daten mit Hilfe des Kodierverfahrens in Anlehnung an die Grounded Theory zeigt, dass über das Herstellen von verschiedenen Differenzlinien basale Prozesse von Inklusion und Exklusion angetrieben werden, die an die Beschreibung der Etablierten-Außenseiter-Figuration von Elias und Scotson (1990) erinnern.
Der Fokus der in dieser Dissertation enthaltenen Beiträge liegt auf der organisationalen Ebene transnationaler Care-Arbeit. Im Mittelpunkt der Einzelbeiträge stehen organisatonale Prozesse, die die von Migrant*innen geleistete Care-Arbeit und deren rechtliche und gesellschaftliche Anerkennung beeinflussen.
Dabei bildet die empirische Untersuchung der Formalisierung und Regulierung von Care-Arbeit den Schwerpunkt. Die Arbeit betrachtet zwei Forschungsfelder: Das erste Forschungsfeld behandelt die Frage, ob und wie sich Abschlüsse in Pflegeberufen von einem nationalen Arbeitsmarkt in einen anderen übertragen lassen. Die Analyse der Anerkennungsverfahren für im Ausland erworbene Pflegeabschlüsse konzentriert sich auf die Situation in Deutschland. Allerdings sind sowohl die politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen für die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse in der Pflege als auch die konkreten Verfahren und die Herstellung von Anerkennung auf organisationaler Ebene nicht losgelöst von transnationalen Verflechtungen zu begreifen. Auch die Organisierungsprozesse von Hausangestellten als zweites Forschungsfeld verweisen auf die transnationalen Zusammenhänge von Care-Arbeit. Am Beispiel der Konvention der Internationalen Arbeitsorganisation „Menschenwürdige Arbeit für
Hausangestellte“ und den Organisierungsprozessen von Hausangestellten weltweit kann gezeigt werden, wie versucht wird, globalen Asymmetrien auf rechtlicher und partizipativer Ebene zu begegnen. Als Exkurs wird schließlich eine weitere Perspektive auf Care-Arbeit eingeführt: Migrant*innen, die als Selbstständige Pflegedienste gründen anbieten und mit dieser Spezialisierung auf die zunehmende Transnationalisierung der Lebensphase Alter reagieren. Die sechs Einzelbeiträge dieser kumulativen Dissertation beleuchten, wie transnationale Care-Arbeit auf organisationaler Ebene anerkannt und verhandelt wird.
Hilfe gehört untrennbar als zentrale Prämisse des professionellen Handelns zur Sozialen Arbeit und stellt aus systemtheoretischer Sicht wohl die grundlegende Funktionslogik dieses gesellschaftlichen Teilsystems dar. Während das Konzept Hilfe neben der praktischen sozialarbeiterischen Auseinandersetzung in der Sozialen Arbeit auch eine wissenschaftliche und konzeptionelle Auseinandersetzung erfährt, wird das Konstrukt in anderen gesellschaftlichen Bereichen oftmals als eine Art leerer Signifikant genutzt, um damit eine komplexe und kaum näher zu definierende Praxis zu beschreiben, die mehr oder weniger explizite Formen der sozialen Unterstützung umfassen – so auch in Bezug auf die Katastrophenhilfe.
Es ist festzustellen, dass es in Deutschland kaum wissenschaftliche Untersuchungen zur Katastrophenhilfe in der Sozialen Arbeit gibt. Es liegen nur vereinzelte Aufsätze und grundlegende Betrachtungen vor, an die bis jetzt kaum systematisch angeknüpft wurde. International ist der Forschungs- und Entwicklungsstand schon wesentlich differenzierter entfaltet, zu dem aber auch die sog. internationale und vergleichende Soziale Arbeit in Deutschland bisher kaum Bezüge aufgebaut hat.
Daher widmet sich diese Dissertation diesem kaum beachteten Feld und eröffnet einen weiten Blick, u.a. bis in die Ausbildungsstrukturen im Bereich der Katastrophenhilfe hinein, um zu verdeutlichen, dass es nicht nur um eine Analyse einer Interventionsstrategie geht, sondern um ein eigenes Feld innerhalb der Sozialen Arbeit, welches eine eigenständige Theoretisierung herausfordert und auch für sich professionalisierungsbedürftig ist. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage danach, welche Konstruktion von Hilfe sich in diesem Handlungsfeld zeigt. Dies wird entlang einer ethnographischen Studie nachgezeichnet. Als zentrales Ergebnis könnte die Katastrophenhilfe als eine Herausforderung angesehen werden, in der sich die Soziale Arbeit selbst in neuen Zeit-, Orts- und Hilfestrukturen begreifen muss.