020 Bibliotheks- und Informationswissenschaft
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Sammlungen von Textdaten können oft als semi-strukturierte Daten beschrieben werden, die sich in strukturelle Einheiten segmentieren lassen, in denen Elemente eines impliziten Schemas erkannt und in ein strukturiertes Format überführt werden können. Für diese Erschließung wird eine Software vorgestellt, die Funktionen für indikatorbasierte Regeln sowie zur Konsistenzprüfung und Bereinigung (z. B. von Textdubletten) der entstehenden Korpusdaten anbietet. Die Ergebnisse können in acht Formate exportiert werden, womit die Software als Bindeglied zwischen verfügbaren Textdaten und dem Einsatz aktueller Verfahren der Digital Humanities fungiert.
Für die Erschließung schwächer strukturierter Daten, die über keine eindeutigen und einheitlichen Indikatoren für die Felder des impliziten Schemas verfügen, wird eine Methode auf Grundlage von Conditional Random Fields (CRF) in Verbindung mit einem Active Learning-Ansatz vorgeschlagen. Die Elemente der verarbeiteten Daten werden anhand der vom CRF erkannten Wahrscheinlichkeiten für die zugeordneten Bezeichner in acht Cluster eingeteilt, woraus den Anwendern Instanzen für eine iterative Erweiterung der Trainingsdaten dargeboten werden. Gleichzeitig können Elemente, deren Bezeichner mit einer hohen Wahrscheinlichkeit vergeben werden, als "richtig" markiert werden, womit sie in den darauffolgenden Iterationen übersprungen werden. Eine Fallstudie zeigt, dass sich die Ergebnisse mit den ersten Iterationen verbessern, während sich die Werte der als »richtig« markierten Elemente nach einigen Iterationen verschlechtern, woraus sich Empfehlungen für die Anwendung von CRFs mit wenigen Trainingsdaten ergeben.
Gegenstand der Arbeit ist ein empirischer Vergleich zwischen der professionellen inhaltlichen Erschließung von Webressourcen und ihrem nutzergenerierten Gegenpart, so genannten Social Bookmarks. Während die professionelle Erschließung von Webressourcen meist im Rahmen der redaktionellen Erstellung von Webkatalogen erfolgt, etablierten sich Social Tags etwa ab dem Jahr 2005 im Kontext von Social-Bookmarking- und Social-Cataloging-Diensten. Bei solchen Diensten annotieren Nutzer Bookmarks bzw. wissenschaftliche Ressourcen völlig frei nach ihren Bedürfnissen mittels Social Tags. Aus den Entitäten Nutzer, Ressource und Social Tag entsteht eine dreiseitige Datenstruktur, welche gemeinhin als Folksonomie bezeichnet wird.
Untersuchungsgegenstände sind der Deutsche Bildungsserver als Webkatalog sowie Bibsonomy, Delicious und Edutags als Social-Bookmarking-Dienste. Die Daten wurden mittels eines im Rahmen der Arbeit entwickelten Software-Tools zusammengeführt, homogenisiert und gefiltert.
In der vorliegenden Arbeit wurde zum einen untersucht, inwiefern sich Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen der professionellen inhaltlichen Erschließung des Webkatalogs und den nutzergenerierten Social Tags der Bookmarking-Dienste charakterisieren lassen. Zum anderen wurde im Rahmen einer zweiten Fragestellung untersucht, inwiefern sich die Folksonomien von Social-Bookmarking-Diensten dazu eignen, an die Redakteure des Webkatalogs gerichtete Empfehlungen für neue Ressourcen und dazu passende Schlagwörter abzuleiten.
Die erste Fragestellung wurde mittels einer informetrischen Vergleichsstudie untersucht. Hierzu wurde ein breites Spektrum an Verhältnismaßen (etwa Terme pro Ressource oder Bookmarks pro URL) ermittelt, wie auch Zusammenhangsmaße und Rangkorrelationen. Die Untersuchung zeigte unter anderem, dass bei der professionellen Erschließung im Durchschnitt deutlich mehr Terme pro Ressource vergeben werden. Auch gibt es hier verglichen mit den Folksonomien nur wenige lediglich bei einer einzigen Ressource verwendete Terme. Eine exemplarische Kategorisierung der Terme ergab außerdem einen höheren Anteil inhaltsorientierter Terme beim Webkatalog. Weiterhin konnte gezeigt werden, dass ein nennenswerter Teil der im themenspezifischen Webkatalog nachgewiesenen Ressourcen auch in den thematisch unspezifischen Bookmarking-Diensten Bibsonomy und Delicious auftritt.
Die Beantwortung der zweiten Forschungsfrage erfolgte in einem zweistufigen Verfahren mittels automatisierter Offline-Tests und einer Nutzerstudie. Anhand der Offline-Tests war es möglich, eine Reihe von Heuristiken zur Filterung der Folksonomien zu vergleichen. Basierend auf der Grundmenge der Daten sowie auf der gemäß den Offline-Tests besten Filter-Heuristik wurden den Redakteuren des Webkatalogs Empfehlungen für neue Katalogeinträge und zugehörige Terme zur Bewertung vorgelegt. Eine ergänzende Befragung ermöglichte die Erhebung komplementärer quantitativer und qualitativer Gesamtbewertungen.
Diese Arbeit untersucht kollaboratives Informationssuchverhalten (Collaborative Information Seeking, kurz: CIS) im Kontext der verteilten, aufgabenbasierten Zusammenarbeit unter Berücksichtigung von rollenspezifisch relevanten Aspekten der Diversität der Beteiligten. Übergeordnetes Ziel ist dabei die Entwicklung von Gestaltungsrichtlinien zur Systemunterstützung kollaborativer Suche in verteilten Szenarien. Da das Forschungsgebiet CIS noch jung und in wesentlichen Grundlagen wenig erforscht ist, erfordert das Erreichen dieser Zielsetzung zunächst fundamentale wissenschaftliche Auseinandersetzungen.
Anhand von vier aufeinander aufbauenden Fragestellungen wird sich diesem Problemzusammenhang gewidmet. Aufsetzend auf die Erörterung von Organisation und Gestaltung des CISProzesses (RQ1) erfolgt in diesem Zusammenhang die Analyse des Verhaltens der Beteiligten, in Hinblick auf deren Diversität im Kontext eingenommener Rollen (RQ2). In einem nächsten Schritt wird die integrierte Modellierung von CIS-Prozess und Rollenmustern vorgenommen und in Zusammenhang mit kontextspezifischen Beobachtungen gesetzt (RQ3). Die theoretische Modellierung resultiert schließlich in der Ableitung von Gestaltungsrichtlinien zur systembasierten Unterstützung der kollaborativen Suche (RQ4).
Die Beantwortung der Forschungsfragen erfolgt mithilfe von zwei Feldstudien, welche das Informationssuchverhalten von Kleingruppen Studierender adressieren. In einem Bachelor-Kurs des Studiengangs Internationales Informationsmanagement (IIM) wird zunächst eine Vorstudie mit sechs Gruppen (n=19) im Umfang von drei bis vier Mitgliedern durchgeführt. In einem Zeitraum von zwei Wochen bearbeiten die Beteiligten eine geteilte, komplexe Aufgabenstellung und absolvieren in diesem Rahmen gemeinsame Suchen. Zur Erfassung des Suchverhaltens wird die Interaktion der Nutzenden in einem System für CIS-Unterstützung aufgezeichnet. Im Anschluss daran wird unter Verwendung eines Fragebogens u.a. das Rollenmuster der Beteiligten erfasst. Da im Zusammenhang mit CIS bisher keine Entwicklung von Rollen stattfand, welche spezifisch das Verhalten im Kontext der Zusammenarbeit adressieren, wird hierfür ein standardisiertes Instrument zur Erfassung von Teamrollen herangezogen. Das methodische Vorgehen umfasst weiterhin das Durchführen von leitfadengestützten Interviews, welche die absolvierte Suche und Zusammenarbeit der Gruppen fokussieren. Ferner ist eine Tagesbuchstudie, in Hinblick auf das Erheben von individuellen Eindrücken der Zusammenarbeit, eingebunden. Orientiert am Vorgehen in dieser Untersuchung erfolgt darauf aufsetzend die Hauptstudie im Master-Kurs Informationsethik des Studiengangs IIM. In sechs Gruppen mit zwei bis drei Mitgliedern (n=15) bearbeiten die Studierenden komplexe informationsethische Fragestellungen mit dem Ziel, deren Beantwortung im Plenum zu präsentieren.
Die Beobachtung der kollaborativen Suche zeigt in beiden Untersuchungen sowohl gruppenbasierte, als auch individuelle Schritte bei der Durchführung auf. Nach der Grundlagenrecherche erarbeiten die Gruppen einen gemeinsamen Wissensstand, nehmen daraufhin eine Teilung der Aufgabe vor und führen anschließend individuelle Suchen zum jeweiligen Unterthema durch. Im Anschluss wird die aufgefundene Information zusammengeführt, i.d.R. einer gemeinsamen Prüfung unterzogen und schließlich in Hinblick auf die Aufgabenstellung aufbereitet. Darüber hinaus können mögliche Rückschritte im Prozess stattfinden. Eine Gruppe weicht von diesem Verhalten insofern ab, als dass diese keine Aufgabenteilung vornimmt. Aus der Beobachtung der Interaktion der Teilnehmenden mit dem Suchsystem, den erhobenen Teamrollen und ergänzenden Interviewdaten resultiert die Entwicklung von Rollen für die kollaborative Suche. Die Suchrollen Pathnder, Compiler, Implementer, Facilitator und Observer-Editor nehmen unterschiedliche Aufgaben und Funktionen bei der kollaborativen Suche wahr und weisen spezifisch erhöhte oder verminderte Beteiligungen an Schritten oder Phasen des Prozesses auf. Das Modell bezieht neben diesen Befunden zu den Suchrollen auch den erhobenen Suchprozess ein und darüber hinaus Ein üsse ermittelter relevanter Kontext- und Wahrnehmungsfaktoren. Die Untersuchung zeigt, dass je nach durchzuführender Tätigkeit innerhalb der Prozessschritte, unterschiedlicher erhöhter Bedarf für Wahrnehmungsinformation (Increased Awareness Need, kurz: IAN) vorhanden ist. Dieser umfasst die Wahrnehmung der Gruppe (Group-Awareness) oder des geteilten Arbeitsraums (Workspace-Awareness), um die verteilte kollaborative Suche und Zusammenarbeit eektiv und ezient durchführen zu können. Die aus dem Modell abgeleiteten Gestaltungsrichtlinien berücksichtigen u.a. diese IAN für Unterstützungsmaßnahmen, die entwickelten Suchrollen und die Einbindung von Werkzeugen zur Durchführung von Suche und Zusammenarbeit.
Die Ergebnisse dieser Arbeit können somit dazu beitragen, Systeme für aufgabenbasiertes CIS zu gestalten, welche die Effektivität und Effizienz bei der Kollaboration befördern und die Zufriedenheit bei der Nutzung und somit auch die Akzeptanz, zu erhöhen. Darüber hinausgehend zeigen die Befunde Möglichkeiten für anschließende Forschungsarbeiten auf, etwa in Hinblick auf die konkrete Evaluation der Maßnahmen und deren Einbindung in Systeme oder für analoge Untersuchungen im Kontext anderer Domänen, Aufgabenstellungen oder Zielgruppen.
Ein genaues Verständnis des Suchprozesses und der Frage, wie Benutzer darin unterstützt werden können, bessere Suchergebnisse zu erhalten, stellt eine wichtige Aufgabe der Information-Retrieval-Forschung dar. Jedoch tragen unter anderem die dynamische Natur dieses Prozesses, die aktive Beteiligung des Nutzers am Suchverlauf sowie die Kontextabhängigkeit des Relevanzbegriffs zur Komplexität dieser Fragestellungen bei. Eine besondere Herausforderung besteht daher darin, im Kontext dieses komplexen Prozesses, die genauen Wirkungsmechanismen aller beteiligten Einflussgrößen und ihre Abhängigkeiten zu isolieren. Im Rahmen dieser Arbeit wird daher die Auswirkung zweier wesentlicher Einflussfaktoren, der Systemleistung und der Nutzererwartung, auf Benutzerleistung, Relevanzwahrnehmung und Benutzerzufriedenheit untersucht, während andere Einflussgrößen statistisch kontrolliert werden. Zu diesem Zweck werden drei aufeinander aufbauende interaktive Information-Retrieval-Nutzerstudien geplant und durchgeführt, deren Daten im Anschluss quantitativ ausgewertet werden. Bezüglich der Benutzerzufriedenheit wird dabei insbesondere untersucht, ob sich das aus der Kundenzufriedenheitsforschung bekannte C/D-Paradigma, das die Entstehung von Zufriedenheit als Soll/Ist-Vergleich zwischen wahrgenommener und erwarteter Leistung begreift, auch auf den Kontext der Informationssuche übertragen lässt.
Auf Grundlage der vorliegenden Datenbasis kann zunächst gezeigt werden, dass eine direkte Korrelation zwischen der verwendeten Systemqualität und dem Relevanzempfinden der Testteilnehmer zu bestehen scheint. Dabei ist im direkten Vergleich zweier Suchsysteme mit unterschiedlicher Systemgüte die Anwendung restriktiverer Relevanzkriterien im Kontext des besseren Systems zu beobachten. Dieses Verhalten lässt sich insbesondere anhand der in dieser Arbeit eingeführten Imprecisionmaße nachweisen, die im Wesentlichen die Tendenz der Testpersonen erfassen, mit ihrem Relevanzurteil von den dem Testkorpus zugrundeliegenden Jurorenurteilen abzuweichen. Für recallorientierte Benutzerleistungsmaße lässt sich hingegen kein signifikanter Unterschied in Abhängigkeit der Systemleistung beobachten. In Bezug auf die Benutzerzufriedenheit scheint der beschriebene systembedingte Anpassungseffekt der Relevanzwahrnehmung zu einer Reduzierung des perzipierten Systemleistungsunterschieds zu führen, wodurch auch die Benutzerzufriedenheit nur eine schwache Abhängigkeit von der Systemleistung zeigt. Für die im Rahmen der interaktiven Information-Retrieval-Forschung bislang wenig beachteten Nutzererwartungen lässt sich hingegen ein qualitativ anderes Verhalten feststellen. Hier führt eine positive Grundeinstellung bezüglich des verwendeten Suchsystems zur Anwendung weniger restriktiver Relevanzkriterien, was sich schlussendlich in einer signifikant erhöhten Nutzerzufriedenheit im Vergleich zu Testpersonen mit einer niedrigen Erwartungshaltung widerspiegelt. Darüber hinaus ergeben sich für ausgewählte Leistungsmaße und Zufriedenheitsdimensionen auch Wechselwirkungen zwischen beiden Anpassungseffekten, welche darauf hindeuten, dass der systembedingte Anpassungseffekt der Relevanzwahrnehmung vornehmlich im Kontext einer hohen Erwartungshaltung zum Tragen kommt, weswegen im Umkehrschluss ein Einfluss der Systemgüte auf die Benutzerzufriedenheit hauptsächlich bei Probanden mit niedriger Erwartungshaltung zu beobachten ist. In diesem Sinne können also die Vorhersagen des C/D-Paradigmas, bei denen eine hohe Zufriedenheit mit dem Übertreffen der eigenen Erwartungen assoziiert ist, nicht bestätigt werden. Vielmehr scheint die aktive Beteiligung der Nutzer am Suchprozess zur Ausbildung anderer Wirkungsmechanismen zu führen, bei denen die Entstehung von Nutzerzufriedenheit stärker an eine positive Einstellung zum verwendeten Suchsystem gekoppelt ist.
Gefühle beeinflussen das menschliche Verhalten, indem sie beispielsweise zu bestimmten Handlungen motivieren, vergangene Erlebnisse bewerten und die soziale Interaktion prägen. Auch bei der Aktivität der Internetsuche spielen Gefühle als subjektive Empfindungen eine wichtige Rolle, sodass sie im Fachgebiet Information Seeking Behavior erforscht werden. Die vorliegende Arbeit ist in der Disziplin der Informationswissenschaft verortet und zielt darauf ab, das Wissen über die Gefühle der Suchenden zu erweitern und daraus konstruktive Schlussfolgerungen zu ziehen. Sie geht der Frage nach, wie die Informationssuche im Internet emotional erlebt wird und welche Bedingungen und Ursachen die Suchenden als bedeutsam für ihr emotionales Erleben bei der Onlinesuche betrachten. Um dies zu erforschen, wird ein methodologischer Rahmen verwendet, der sich diesem Thema auf ganz andere Art annähert, als bisherige Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet: Die Grounded Theory-Methodologie. Durch deren Prinzipien des Fragenstellens und Vergleichens entsteht eine Theorie, die gleichzeitig interpretierend als auch empirisch fundiert ist. Als Datengrundlage dieser Theorie dienen Leitfadeninterviews, in denen junge Erwachsene aus den USA und Deutschland ihre Eindrücke und Empfindungen bei der Internetsuche schildern. Die Teilnehmenden beziehen sich dabei auf eine unmittelbar vor dem Interview durchgeführte Internetsuche, in der sie durch ein eigenes Informationsbedürfnis angeleitet wurden. Als Ergebnis der Studie zeigt sich zum einen, wie stark die individuellen Suchthemen die Gefühle der Suchenden beeinflussen. Zum anderen ergibt die Untersuchung, dass diejenigen Gefühle, die sich auf die Ausführung der Suche beziehen, erstaunlich gering ausgeprägt sind, denn die Internetsuche wird als normale Routinehandlung empfunden. Aufgrund dieser Erkenntnisse zur Individualität und Alltäglichkeit der Sucherfahrung formuliert die vorliegende Arbeit Vorschläge für eine bessere Unterstützung der Suchenden und für die zukünftige Erforschung der affektiven Ebene bei der Onlinesuche.
Die vorliegende Untersuchung thematisiert das Beziehungsgeflecht von Informationsangebot, Informationsbedürfnis und Informationsbedarf in einem Informationsprozess. Für die Untersuchung dieser Zusammenhänge wurde auf das Konzept der Information Ecology zurückgegriffen, in der die Akteure, die Arbeitsanforderungen und die Informationsumgebung verortet sind. Das Fallbeispiel besteht aus dem Lokalisierungsprozess der internationalen Bildungsvergleichsstudie PIAAC (Programme for the International Assessement of Adult Competencies) der OECD. Bei diesen Studien werden durch Testung Erkenntnisse zum Kompetenzniveau einer Population gesammelt. Dafür unabdinglich ist die Lokalisierung, also die Übersetzung und Anpassung der Testaufgaben, mit denen die Vergleichbarkeit der Testergebnisse zwischen Ländern angestrebt wird. Die vorliegende Untersuchung thematisiert, welchen Informationsbedarf die PIAAC-Akteure bei der Lokalisierung haben und in welchem Zusammenhang die Informationsumgebung mit ihrem Informationsangebot zu diesem Bedarf steht. Dafür wurde in einem ersten Schritt herausgearbeitet, welche Theorien und Strategien seitens der Fachgemeinschaft der Übersetzer in den Lokalisierungsprozess eingebracht werden. In einem zweiten Schritt wurde die von Psychologen geprägte historische Entwicklung der Lokalisierungsprozesse für Bildungsvergleichsstudien herausgearbeitet. Es zeigte sich, dass sich aktuelle translatorische Erkenntnisse nicht in den Qualitätskontrollprozessen von internationalen Bildungsvergleichsstudien wiederfinden. Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse wurden im empirischen Teil der vorliegenden Arbeit die Informationsprozesse von PIAAC anhand der PIAAC-Dokumente, der bei PIAAC eingesetzten Informationssysteme und anhand von leitfadengestützten qualitativen Interviews mit 20 Lokalisierungsakteuren ausgewertet. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass es bei der Lokalisierung von Test-Aufgaben informationelle Defizite gibt (etwa weil Erkenntnisse dazu fehlen, wie Test-Aufgaben vergleichbarer Schwierigkeit in verschiedenen Sprachen erstellt werden können). Es zeigte sich, dass Vorgaben zur Umsetzung des Lokalisierungsprozesses umgangen wurden, wenn sich diese als nicht praktikabel herausstellten. Das Informationsangebot zur Lokalisierung spielte für einige Übersetzer eine größere Rolle als die eigenen Erfahrungen und Übersetzungsstrategien, wohl aufgrund der eigenen Unerfahrenheit mit dem Übersetzungssauftrag. Diese Erkenntnisse mündeten in einer Liste von Empfehlungen für zukünftige Bildungsvergleichsstudien. Die gewonnen Erkenntnisse liefern ein facettenreiches Bild eines komplexen Informationsprozesses. Die verschiedenen Wechselwirkungen wurden durch die Verortung der Fragestellung in eine konkrete Information Ecology deutlich, aber könnten in zukünftige Überlegungen zum Informationsbedarf eines Benutzers einfließen, etwa indem die Informationsquelle, der Status und die Rolle des Informationsbenutzers stärker berücksichtigt werden.
The rising popularity of the social web and the associated change of static websites and their content towards open platforms of social sharing, collaboration, and user-generated data confront knowledge-intensive business service providers with the question what role social software plays as a source of professional information in the workplace. Due to the high affinity and familiarity of young internet users with such services, it needs to be analyzed whether and, if yes, how employers need to adapt their electronic information environments to the expectations and behaviors of job entrants. In the course of this doctoral dissertation of information science this problem is addressed in a specific context of use and scientific research environment. The information seeking behavior of young professionals in management consulting is analyzed by assessing the fit of existing analytical and process models of information seeking in regards to the research interest of this thesis and their validity for the context of use. This is achieved through qualitative observation and semi-structured interviews. The identified shortcomings and criticism of existing research results in the development of a task-specific model of information seeking that enables the design of a context-specific online survey of the information source usage of the examined population (n=115). The results of this multi-layered methodical approach show that in spite of the identified potential of external wikis and social intranet sites to serve as sources of social information, particularly for supporting young professionals in management consulting in gathering an overview of existing sources and evaluating the retrieved information and its quality, the high frequency of use of social web services for private purposes is not transferred to the usage for professional purposes. In the course of a leadership workshop measures for leveraging the realization of the identified potential are derived and aligned to the process of task-based information seeking behavior of young professionals. This leads to the reflection of context-specific challenges and conflicting interests of including social software as a source of information from a management perspective.
Inspired by the current Semantic Web developments that foster the publication of domain ontologies and semantically annotated data, this thesis investigates how such ontological structures can be used for query expansion purposes. The thesis analyzes how a research context ontology can be used for query expansion purposes in a retrieval system for the domain of educational research, the German Education Index. To assess the potential of ontology based query expansion in this application context, a retrieval prototype with different levels of ontology based query expansion support is implemented. Large-scale automatic retrieval experiments systematically analyze the expansion effects of several types of semantic relations, showing that an expansion term's semantic relation to an original query term affects the expansion term’s effectiveness. Based on these findings, ontology relations for the generation of automatic and interactive query expansion terms are identified and implemented in an interactive retrieval prototype. Its ontology based query expansion mechanisms are evaluated in interactive retrieval experiments that compare the automatic and interactive expansion mechanisms' effects at the level of search sessions, both in terms of retrieval effectiveness and in terms of their impact on the users’ query (re-)formulation behavior.
Information Retrieval befasst sich mit vagen Anfragen und der vagen Modellierung von Benutzerverhalten. Neuronale Netze sind eine Methode zur vagen Informationsverarbeitung und zur Implementierung kognitiver Fähigkeiten. Diese Arbeit gibt einen umfassenden Überblick über den state-of-the-art zu neuronalen Netzen im Information Retrieval und analysiert, gruppiert und bewertet zahlreiche Systeme. Als Konsequenz von Schwächen bestehender Modelle wird das COSIMIRModell entwickelt, das auf dem neuronalen Backpropagation-Algorithmus aufbaut. Es erlernt den im Information Retrieval zentralen Vergleich zwischen Dokument und Anfrage anhand von Beispielen. Die kognitive Modellierung ersetzt so ein formales Modell und führt zu höherer Adaptivität und damit zu verbesserter Toleranz gegenüber Benutzereigenschaften. Das Transformations- Netzwerk ist ein weiteres System, das auf dem Backpropagation- Algorithmus basiert und Retrieval bei heterogenen Daten ermöglicht. In mehreren Experimenten werden das COSIMIR-Modell und das Transformations- Netzwerk mit realen Daten getestet. Das COSIMIR-Modell hat sich dabei für Fakten-Retrieval bewährt. Die Experimente mit dem Transformations-Netzwerk und alternativen Verfahren ergaben je nach Datengrundlage unterschiedliche Ergebnisse. Das optimale Verfahren hängt also vom Anwendungsfall ab. Bei gleicher Qualität ist die Überschneidung der Ergebnisse verschiedener Verfahren relativ gering, so dass Fusionsverfahren erprobt werden sollten.