020 Bibliotheks- und Informationswissenschaft
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Gefühle beeinflussen das menschliche Verhalten, indem sie beispielsweise zu bestimmten Handlungen motivieren, vergangene Erlebnisse bewerten und die soziale Interaktion prägen. Auch bei der Aktivität der Internetsuche spielen Gefühle als subjektive Empfindungen eine wichtige Rolle, sodass sie im Fachgebiet Information Seeking Behavior erforscht werden. Die vorliegende Arbeit ist in der Disziplin der Informationswissenschaft verortet und zielt darauf ab, das Wissen über die Gefühle der Suchenden zu erweitern und daraus konstruktive Schlussfolgerungen zu ziehen. Sie geht der Frage nach, wie die Informationssuche im Internet emotional erlebt wird und welche Bedingungen und Ursachen die Suchenden als bedeutsam für ihr emotionales Erleben bei der Onlinesuche betrachten. Um dies zu erforschen, wird ein methodologischer Rahmen verwendet, der sich diesem Thema auf ganz andere Art annähert, als bisherige Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet: Die Grounded Theory-Methodologie. Durch deren Prinzipien des Fragenstellens und Vergleichens entsteht eine Theorie, die gleichzeitig interpretierend als auch empirisch fundiert ist. Als Datengrundlage dieser Theorie dienen Leitfadeninterviews, in denen junge Erwachsene aus den USA und Deutschland ihre Eindrücke und Empfindungen bei der Internetsuche schildern. Die Teilnehmenden beziehen sich dabei auf eine unmittelbar vor dem Interview durchgeführte Internetsuche, in der sie durch ein eigenes Informationsbedürfnis angeleitet wurden. Als Ergebnis der Studie zeigt sich zum einen, wie stark die individuellen Suchthemen die Gefühle der Suchenden beeinflussen. Zum anderen ergibt die Untersuchung, dass diejenigen Gefühle, die sich auf die Ausführung der Suche beziehen, erstaunlich gering ausgeprägt sind, denn die Internetsuche wird als normale Routinehandlung empfunden. Aufgrund dieser Erkenntnisse zur Individualität und Alltäglichkeit der Sucherfahrung formuliert die vorliegende Arbeit Vorschläge für eine bessere Unterstützung der Suchenden und für die zukünftige Erforschung der affektiven Ebene bei der Onlinesuche.
Die vorliegende Untersuchung thematisiert das Beziehungsgeflecht von Informationsangebot, Informationsbedürfnis und Informationsbedarf in einem Informationsprozess. Für die Untersuchung dieser Zusammenhänge wurde auf das Konzept der Information Ecology zurückgegriffen, in der die Akteure, die Arbeitsanforderungen und die Informationsumgebung verortet sind. Das Fallbeispiel besteht aus dem Lokalisierungsprozess der internationalen Bildungsvergleichsstudie PIAAC (Programme for the International Assessement of Adult Competencies) der OECD. Bei diesen Studien werden durch Testung Erkenntnisse zum Kompetenzniveau einer Population gesammelt. Dafür unabdinglich ist die Lokalisierung, also die Übersetzung und Anpassung der Testaufgaben, mit denen die Vergleichbarkeit der Testergebnisse zwischen Ländern angestrebt wird. Die vorliegende Untersuchung thematisiert, welchen Informationsbedarf die PIAAC-Akteure bei der Lokalisierung haben und in welchem Zusammenhang die Informationsumgebung mit ihrem Informationsangebot zu diesem Bedarf steht. Dafür wurde in einem ersten Schritt herausgearbeitet, welche Theorien und Strategien seitens der Fachgemeinschaft der Übersetzer in den Lokalisierungsprozess eingebracht werden. In einem zweiten Schritt wurde die von Psychologen geprägte historische Entwicklung der Lokalisierungsprozesse für Bildungsvergleichsstudien herausgearbeitet. Es zeigte sich, dass sich aktuelle translatorische Erkenntnisse nicht in den Qualitätskontrollprozessen von internationalen Bildungsvergleichsstudien wiederfinden. Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse wurden im empirischen Teil der vorliegenden Arbeit die Informationsprozesse von PIAAC anhand der PIAAC-Dokumente, der bei PIAAC eingesetzten Informationssysteme und anhand von leitfadengestützten qualitativen Interviews mit 20 Lokalisierungsakteuren ausgewertet. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass es bei der Lokalisierung von Test-Aufgaben informationelle Defizite gibt (etwa weil Erkenntnisse dazu fehlen, wie Test-Aufgaben vergleichbarer Schwierigkeit in verschiedenen Sprachen erstellt werden können). Es zeigte sich, dass Vorgaben zur Umsetzung des Lokalisierungsprozesses umgangen wurden, wenn sich diese als nicht praktikabel herausstellten. Das Informationsangebot zur Lokalisierung spielte für einige Übersetzer eine größere Rolle als die eigenen Erfahrungen und Übersetzungsstrategien, wohl aufgrund der eigenen Unerfahrenheit mit dem Übersetzungssauftrag. Diese Erkenntnisse mündeten in einer Liste von Empfehlungen für zukünftige Bildungsvergleichsstudien. Die gewonnen Erkenntnisse liefern ein facettenreiches Bild eines komplexen Informationsprozesses. Die verschiedenen Wechselwirkungen wurden durch die Verortung der Fragestellung in eine konkrete Information Ecology deutlich, aber könnten in zukünftige Überlegungen zum Informationsbedarf eines Benutzers einfließen, etwa indem die Informationsquelle, der Status und die Rolle des Informationsbenutzers stärker berücksichtigt werden.