Literarisches Schreiben und Literaturwissenschaft
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Queer Identities
(2013)
Diese Dissertation untersucht, wie Geschlechtszugehörigkeit und Geschlechtsidentität auf Identitätserzählungen einwirken und welche Probleme bzw. Chancen sich durch die Infragestellung und durch abweichende Lebensentwürfe von gesellschaftlich sanktionierten Identitätsfolien ergeben. Die Arbeit befasst sich mit der Konstruktion der sozialen Geschlechtsidentität in Texten, die vom 18. bis zum 21. Jahrhundert Beispiele liefern zu der Frage, wie Männlichkeit, Weiblichkeit und als Verstoß gegen diese sozialen Normen gekennzeichnetes Verhalten durch Texte hergestellt werden. Es wird die These aufgestellt, dass kulturelle Artefakte dieses Erzählgeschehen nachhaltig beeinflussen, und dass sich individuelle Identitätserzählungen auch direkt auf solche Artefakte beziehen können. Im ersten Teil der Dissertation geht es so um abweichendes Verhalten von Geschlechterrollen, die sich im eng umgrenzten Feld von „Weiblichkeit“ und „Männlichkeit“ bewegen. In den in diesem Abschnitt untersuchten Romanen sind die Grenzen zwischen Männlichkeit und Weiblichkeit scharf gezeichnet, und es wird keine Auflösung dieser zweigeteilten Geschlechterdifferenz angedacht. Figuren erhalten weiblich bzw. männlich konnotierte Charakterzüge oder Wünsche, die deutlich auf das Bestehen von Grenzen verweisen und so die queerness der Identität herstellen. Eine Identität jenseits der Rollenvorstellung wird häufig mit Marginalisierung bestraft, oder wie im Fall der Emma Bovary, mit dem Selbstmord der Figur zerstört. Im zweiten Abschnitt wird die Frage nach dem Wechselspiel von Identität und gleichgeschlechtlichem Begehren und der damit verbundenen Hinterfragung der Zweigeschlechtlichkeit gestellt. Konzepte des gleichgeschlechtlichen Begehrens werden vorgestellt und eine Auswahl von Texten zu diesem Thema befragt, unterteilt in die Bereiche Literatur der Moderne, Unterhaltungsliteratur und Jugendliteratur. In der Literatur der Moderne, in der gleichgeschlechtliches Begehren das erste Mal seit Jahrhunderten wieder offen thematisiert wird, wirken sich diese Konzepte deutlich auf das Erzählgeschehen und das Erzählen selbst aus. So wird der Roman selbst zu einem queeren, nur durch seine Unbestimmbarkeit bestimmbaren Ort. Unterhaltungsliteratur und Jugendliteratur präsentieren gleichgeschlechtliches Begehren hauptsächlich funktionsgebunden, sei es zur Abschreckung oder zur Anleitung, wie die eigene Identität als queer lesbar zu machen ist. Im Zentrum der Dissertation steht so die Frage nach der Lesbarkeit und der Lesbarmachung von Identitäten, und auf welche Weise nicht nur das Verhalten, sondern auch der geschlechtlich markierte Körper in diese Lesbarmachung einbezogen wird. Kulturelle Artefakte als Performanzanleitungen stellen sicher, dass Identität lesbar bleibt und können, wie im Fall der Werbung, die auf eine völlig neue Gruppe von Identitäten abzielt, auch Intelligibilität herstellen.
In der Arbeit "Gegen eine ganze Zeit. Hans Graf von Veltheim (1818-1854): Leben, Literatur, Kunst" geht es um die Biographie eines vergessenen Künstlers aus der Zeit des Vormärz und der Mitte des 19. Jahrhunderts. Hervorgetreten ist er als Autor von vier historischen Dramen (1846 und 1850 erschienen), bislang unveröffentlichten Aphorismen und radierten Karikaturen. Die Dissertation enthält ein Werkregister und veröffentlicht erstmals den bislang unbekannten politisch-historisch brisanten Handzeichnungsbestand. Besonders herausragend sind die Karikaturen zur Revolution von 1848 aus altständischer Perspektive. Eingehend geschildert wird der Bildungsgang am Braunschweiger Collegium Carolinum, an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität und der Georgia Augusta in Göttingen. Eine umfangreiche Bibliographie und ein Editionsanhang runden die ausgesprochen interdisziplinär angelegte Studie ab.