150 Psychologie
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The current dissertation discusses the opportunities and challenges of cross-cultural research on children’s executive functions (EF). A systematic review was conducted to gain a nuanced understanding of similarities and distinctions across countries in children’s EF development. Previous studies indicate that young children from East Asia outperform counterparts from Europe and North America on EF tasks. This dissertation focuses specifically on EF performance of children from Hong Kong and Germany across early and middle childhood and examines if the previously reported East Asian advantage is also manifest in comparisons between children from these two contexts. Measurement invariance of direct assessment EF tasks across preschoolers from Hong Kong and Germany was tested. The findings suggest that EF measurement at preschool age is likely equivalent across the two contexts. Further, EF performance levels of primary school children from Hong Kong and Germany were contrasted. Contrary to the hypothesis and previous research, the results show no significant differences in EF performance between the children from the two contexts, suggesting that features specific to Hong Kong and Germany underlie this finding. In sum, the results provide evidence supporting the relevance of taking the cultural context into account when assessing EF across early and middle childhood.
Mitgefangen. Seltener im Fokus der Aufmerksamkeit, aber oftmals von einer Haftstrafe in ähnlichem Ausmaß betroffen wie Inhaftierte selbst, sind deren Partnerinnen. Aus unterschiedlichen Blickwinkeln und unter Rückgriff auf Erkenntnisse der Rechts-, Entwicklungs- und Partnerschaftspsychologie beleuchtet diese Studie Licht- und Schattenseiten, die die Inhaftierung des Lebenspartners für Frauen mit sich bringt. Um die Umstände dieser sehr außergewöhnlichen Lebens- und Beziehungssituation abzubilden, kommen neben validierten Fragebogeninstrumenten stichprobenspezifische und für diese Studie konzipierte Fragebögen zum Einsatz, die faktoren- und reliabilitätsanalytisch geprüft werden und sich als tauglich für den intendierten Zweck erweisen. Das psychische Belastungserleben, die Lebenszufriedenheit und die Partnerschaftszufriedenheit stellen die Kriteriumsvariablen regressionsanalytisch geprüfter Hypothesen dar, zeigen sich teilweise durch das Ausmaß erlebter negativer Haftfolgen ungünstig beeinflusst, bedingen sich mitunter aber auch gegenseitig. Dass das Ausmaß einiger abträglicher Effekte auf die verwendeten Kriteriumsvariablen durch verschiedene Ressourcen und Bewältigungsmodi tendenziell abgeschwächt werden kann, belegen durchgeführte Interaktionsanalysen. Nach einer kritischen Diskussion der Einschränkungen der Fragebogenstudie kommen im Rahmen qualitativer Interviews betroffene Personen zu Wort, deren Berichte das breite Spektrum von Herausforderungen, aber auch förderlichen Entwicklungen im Kontext der Inhaftierung ihres Partners bzw. ihrer Partnerin verdeutlichen.
In der Forschung werden häufig unterschiedliche Maße zur Beurteilung der Wirksamkeit einer Therapie herangezogen. Meist werden gruppenbezogene Kennwerte (Effektstärken) verwendet. Diese lassen jedoch keine genauere Analyse der Ergebnisse bezüglich einzelner Personen zu, weshalb zunehmend auch die individuenspezifischen Kennwerte Remission und Response berichtet werden. Response kann auf zwei verschiedene Arten operationalisiert werden: durch den Reliable Change Index (RCI) und durch die prozentuale Symptomverbesserung (PSV). Die Definitionen dieser Therapieerfolgsmaße werden jedoch uneinheitlich gehandhabt, wodurch die Vergleichbarkeit von Studien erschwert ist.
Die vorliegende Dissertation befasst sich mit der Wirksamkeit stationärer psychosomatischer Behandlungen von Patienten mit Depression, Borderline-Persönlichkeitsstörung und Zwangsstörung in einem naturalistischen Setting. Hierfür werden anhand großer Stichproben sowohl Effektstärken als auch Response- und Remissionsraten ermittelt und die zwei Arten der Responsedefinition (RCI und PSV) gegenübergestellt. Im Weiteren werden Prädiktoren für Remission, Response und die Wahrscheinlichkeit für einen Therapieabbruch untersucht. Zudem wird untersucht, ob es sich bei bestimmten Formen der kognitiven Verzerrung um ein störungsspezifisches Phänomen der Borderline-Persönlichkeitsstörung oder Anorexia nervosa handelt.
Die Stichprobengrößen zur Untersuchung der Wirksamkeit liegen zwischen N = 366 und N = 1533. Die Untersuchung der kognitiven Verzerrung basiert auf einem N = 72. Die Wirksamkeit der Behandlungen wird durch Effektstärken sowie Response- und Remissionsraten beurteilt. Die Analyse der Prädiktoren hinsichtlich eines Therapieerfolgs findet durch logistische Regressionsanalysen statt. Zur Ermittlung relevanter Prädiktoren für einen Therapieabbruch wird die Methode der rekursiven Partitionierung eingesetzt.
Die Effektstärken liegen bei 1,29 (Depression), 0,52 bzw. 0,54 (Borderline-Persönlichkeitsstörung) und 1,32 (Zwangsstörung). Hinsichtlich der Remissionsraten werden Werte zwischen 15 % und 39,5 % ermittelt, die Responseraten liegen zwischen 33 % und 75,5 %. Die Übereinstimmung der Responseraten hinsichtlich RCI und PSV ist gering. Verschiedene soziodemographische sowie klinische Merkmale weisen einen prädiktiven Einfluss hinsichtlich des Therapieerfolgs sowie für einen Therapieabbruch auf. Kognitive Verzerrung stellt kein störungsspezifisches Phänomen für Borderline-Persönlichkeitsstörung oder Anorexia nervosa dar, sondern scheint störungsübergreifend relevant zu sein.
Aufgrund der starken Abweichung der Responseraten je nach Operationalisierung durch den RCI oder die PSV ergibt sich die Forderung nach einer einheitlichen Definition der Therapieerfolgsmaße, damit eine störungs- und verfahrensübergreifende Vergleichbarkeit gegeben ist. Auf der Basis der Ergebnisse der Prädiktorenanalysen werden Implikationen für die psychotherapeutische Praxis diskutiert.
For more than 50 years now, the Emotional Oddball Paradigm (EOP) has been employed to investigate how the human brain reacts to sudden changes in the emotionality of environmental stimuli. In the EOP, a sequence of one class of stimuli (standards) is sometimes interrupted by less frequent stimuli of a different class (deviants). Some or all of these stimuli are emotional. Many different processes, behaviors, and populations have been the subjects of EOP research.
In part one, this doctoral thesis aims to both provide an overview of existing literature in order to classify variants of the EOP, and to integrate EEG, fMRI, and behavioral results, including results from memory experiments (with a special emphasis on emotion-induced anterograde and retrograde memory effects). In the second part, results of four memory experiments with words as stimuli are reported as well as one replication attempt with pictorial stimulus material. While the results with regard to written verbal material were rather inconclusive, significant amnesic retrograde effects were found with pictorial stimuli, if negative deviants were presented. Throughout all experiments, however, memory performances for standards neighboring positive deviants were unaffected. Results are discussed in the light of existing literature and advice for future directions is given.
Depressive Störungen zählen weltweit zu den häufigsten psychischen Störungen. Sie betreffen nicht nur das erkrankte Individuum selbst, sondern sind auch von großer Relevanz für dessen soziales Umfeld und die gesamte Gesellschaft. Die klinisch-psychologische Depressionsforschung lässt sich in zwei große Forschungsbereiche unterteilen. Auf der einen Seite steht die Erforschung der Störung an sich, d.h. die Beschäftigung mit ätiologisch relevanten, auslösenden und aufrechterhaltenden Faktoren depressiver Störungen sowie ihrer Klassifikation, Diagnostik und Epidemiologie. Auf der anderen Seite beschäftigt sich die Interventionsforschung mit der wirksamen Behandlung depressiver Störungen, möglichen Unterschieden in der Wirksamkeit verschiedener Psychotherapieformen und den möglichen Wirkprozessen von Psychotherapie. In der vorliegenden Dissertation sind beide Forschungslinien durch entsprechende Fragestellungen bzw. empirische Untersuchungen vertreten. So konnte im Rahmen der ersten Studie gezeigt werden, dass depressive Personen stärker empfänglich für informationalen sozialen Einfluss sind. Im Rahmen der zweiten Studie wurde untersucht, ob sich die Wirkmechanismen einer kognitiven Intervention im Vergleich zu einer achtsamkeitsbasierte Intervention bei der Behandlung depressiver Störungen unterscheiden. Die Ergebnisse sprechen zusammengefasst eher gegen die Annahme spezifischer Mechanismen beider Therapie und sind besser mit Modellen zu generellen Wirkfaktoren vereinbar. Es wird diskutiert, inwieweit es sich bei der Veränderung von Kognitionen auch um einen solchen generellen Wirkfaktor handeln könnte.
Elternschaft zählt zu den normativen Herausforderungen im Erwachsenenalter. Besondere Anforderungen werden an Eltern beeinträchtigter Kinder gestellt. Es wird gezeigt, dass wichtige Ziele dieser Eltern in vielen Bereichen des Lebens irreparabel blockiert sind. Anliegen des vorliegenden Forschungsprogramms LEBen (Lebenslagen von Eltern besonderer Menschen) ist es, einen Anteil an der Beantwortung der Frage nach der Entwicklungsregulation durch Bewältigungskompetenzen bei dieser Gruppe von dauerhaft belasteten Erwachsenen zu leisten. Die Annahme, dass die Anwendung flexibler Anpassung (Brandtstädter, 2007c) im Umgang mit Zielblockaden einen positiven Einfluss auf die Aufrechterhaltung des Befindens von Eltern beeinträchtigter Kinder hat, wird geprüft. Zur empirischen Untersuchung der Entwicklungsregulation bei Eltern beeinträchtigter Kinder wurden fünf Fragebogenstudien durchgeführt: Studie 1 wurde im Frühjahr 2012 mit N = 126 Eltern beeinträchtigter Kinder erhoben. Studie 2 (Erhebungszeitraum Sommer 2013 bis Frühjahr 2014) repliziert in einem größeren Sample von N = 299 Eltern die Befunde aus Studie 1 und exploriert mit einem modifizierten Erhebungsinstrument die Lebenssituation der Eltern genauer. In Studie 3 wurden zur Replikation der Befunde zusätzlich N = 127 Eltern beeinträchtigter Kinder im Sommer 2014 im Online– Verfahren befragt. In Studie 4 wurden als Vergleichsgruppe (Erhebungszeitraum Sommer 2014) N = 273 Eltern von gesunden Kindern mit einem Online– Fragebogen erhoben. Studie 5 besteht aus einer Teilmenge von N = 70 Eltern aus Studie 2, die mit einem Abstand von ca. eineinhalb Jahren (Erhebungszeitraum Herbst 2014) längsschnittlich zu Veränderungen ihrer Lebenssituation befragt wurden. Die Befunde des Forschungsprogramms zeigen, dass Eltern durch die Beeinträchtigungen der Kinder belastet sind. Die Mittelwerte flexibler Zielanpassung unterscheiden sich bei Eltern beeinträchtigter und Eltern gesunder Kinder jedoch nicht. Allerdings zeigt sich, dass die Funktionalität adaptiver Bewältigungsressourcen bei Eltern beeinträchtigter Kinder einen größeren Wirkradius einnimmt und das Befinden bei stark belasteten Eltern im Sinne eines Moderationseffektes besonders zuverlässig puffert.
Die vorliegende Dissertation zeigt, dass Mehrheitseinfluss zu einer tieferen und verzerrten Reizverarbeitung führt und somit die Wahrscheinlichkeit konformer Entscheidungen erhöht. Die Meinungen anderer Menschen können also im wahrsten Sinne des Wortes unsere Sicht auf die Dinge verändern. Vor diesem Hintergrund erscheint die klassische und eher negativ konnotierte Sichtweise auf Mehrheitseinfluss als etwas, dem sich ein Individuum anpassen oder widersetzen kann, als unzureichend. Vielmehr sollte Mehrheitseinfluss als ein normaler Bestandteil subjektiver Wirklichkeitskonstruktion verstanden werden. Wie wir etwas wahrnehmen, wird durch das Verhalten anderer Menschen genauso mitbestimmt, wie durch unsere inneren Zustände.
Die entwicklungspsychologische und pädagogisch psychologische Forschung befasst sich seit langem mit der Erforschung von Lernschwierigkeiten, ihnen vorausgehenden Schwächen im Kindergartenalter und mit ihnen auftretenden kognitiven Defiziten. Der hier aufbereitete aktuelle Stand der Forschung und die aufgeworfenen Fragestellungen zielen in ihrer Konsequenz alle darauf ab Lernschwierigkeiten besser zu verstehen: in ihrem Entwicklungsprozess, in ihrer Vorkommenshäufigkeit und Relevanz und letztlich in ihrer Beeinflussbarkeit durch Interventionsmaßnahmen. Dabei besteht das darüber hinaus gehende Anliegen darin, in Zukunft eine bessere Früherkennung und Unterstützung für Kinder mit Lernschwierigkeiten bereitstellen zu können.
Zu Beginn der vorliegenden Arbeit geht es zunächst um die Entwicklung spezifischer und unspezifischer Vorläuferfertigkeiten von Risikokindern für spätere Lernschwierigkeiten. In Studie 1 wurden längsschnittlich Gruppen von Kindern untersucht, die mit 4;6 Jahren abgrenzbare Vorläuferschwächen im phonologischen, numerischen und/oder kombiniert in beiden Bereichen hatten. Dabei wurde zunächst die Entwicklung der spezifischen Vorläuferfertigkeiten im Gruppenvergleich geprüft, und dann die Gruppen hinsichtlich ihrer unspezifischen kognitiven Vorläufer Arbeitsgedächtnis und Langzeitgedächtnisabruf verglichen. Die Ergebnisse zeigten, dass schon Kindergartenkinder mit schwachen Vorläuferfertigkeiten ihre Schwächen bis zum Alter von 6;0 Jahren nicht aufholen konnten. Die phonologisch schwachen Kinder wiesen Schwächen im phonologischen Arbeitsgedächtnis auf, die numerisch schwachen Kinder im visuell-räumlichen Arbeitsgedächtnis, in der zentralen Exekutive und im Langzeitgedächtniszugriff. Kinder mit kombinierten Schwächen zeigten in allen Be-reichen die stärksten Beeinträchtigungen. Hier zeigen sich deutliche Parallelen zwischen kognitiven Defiziten von Kindern mit Vorläuferschwächen und solchen mit umschriebenen Lernstörungen. Die Ergebnisse werden bezüglich ihrer Bedeutung für frühe Diagnostik und Intervention diskutiert.
Epidemiologische Studien über Lernstörungen variieren stark in ihren Angaben über die Vorkommenshäufigkeit. Begründen lässt sich dies mit den sehr unterschiedlichen angesetzten Diagnosekriterien und unterschiedlichen Definitionen der Begriffe Lernstörung und -schwäche. Studie 2 untersucht aus diesem Grund die Prävalenzraten von Lernschwächen und Lernstörungen und hierbei auftretende Geschlechtsunterschiede in der Mitte der Grundschulzeit anhand einer großen deutschen Stichprobe (N = 2195) nach unterschiedlichen Kriterien. Bei einem Drittel (32.8%) aller Kinder fanden sich unterdurchschnittliche Leistungen (T<40) in mindestens einem Leistungsbereich, davon zeigten 23.3% die Lernschwäche trotz durchschnittlicher Intelligenz (IQ ≥ 85). Wurde zusätzlich das zweite IQ-Diskrepanzkriterium nach ICD-10 (1.2 Standardabweichungen) angesetzt, so erfüllten allerdings nur 13.3% aller Kinder die Kriterien einer Lernstörung. Die Autretenshäufigkeiten der isolierten und kombinierten Lernschwierigkeiten lagen ohne das IQ-Diskrepanzkriterium zwischen 4 und 6 % und mit Lernstörungsdiagnose zwischen 2 und 4 %. Von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten sind häufiger Jungen betroffen, von Rechenschwierigkeiten deutlich mehr Mädchen. Der Einfluss der alleinigen Berücksichtigung der diagnosespezifisch relevanten Leistungen führte in der vorliegenden Studie zu einer Verdoppelung der Prävalenzraten. Diese Befunde werden in ihrer Bedeutung für die Diagnosekriterien nach ICD-10 und der praktischen Implikationen für eine umfassende Schulleistungsdiagnostik diskutiert.
Vor dem Hintergrund epidemiologischer Studien zu Persistenz und Folgen von Lernschwierigkeiten und –störungen wird der Stellenwert professioneller Förderung und Unterstützung deutlich. Im Rahmen des Wandels von Separation zu Inklusion im Schulsystem wird der Förderauftrag zunehmend direkt an die Schulen übertragen. Studie 3 untersucht die Wirksamkeit einer innerschulischen lerntherapeutischen Fördermaßnahme (LeFiS) bei Lese-Rechtschreibschwierigkeiten, welche sich am response-to-intervention-Modells (RTI) orientiert. 97 Kinder mit isolierten Lese- und/oder Rechtschreibschwierigkeiten wurden während des dritten und vierten Schuljahres von professionellen Lerntherapeuten an zwei Schulstunden pro Woche in Kleingruppen gefördert. Es zeigte sich, dass die geförderten Kinder besonders im Schreiben Vorteile gegenüber der Kontrollgruppe hatten. Am deutlichsten fiel dieses Ergebnis für Kinder mit kombinierten Schwierigkeiten im Lesen und Schreiben aus. Kindern mit Lernstörung (gemäß ICD-10) und Lernschwäche unterschieden sich in ihrem Therapieerfolg. Im Lesen konnten keine deutlichen Einflüsse der Förderung festgestellt werden. Die Ergebnisse werden in ihrer Bedeutung für zukünftige inner-schulische präventiv orientierte Fördermaßnahmen dargestellt.
Die Kapitel zum aktuellen Stand der Forschung, sowie die vorgestellten Studien werden hinsichtlich ihres wissenschaftlichen Erkenntnisgewinns, ihrer Anregungen für weitere Forschungsvorhaben und ihrer Implikation für die Praxis in Kapitel 5 diskutiert. Sie bereichern die aktuelle Diskussion um Frühdiagnostik, Relevanz von Lernschwierigkeiten und –störungen und die Umsetzung schulinterner Fördermaßnahmen.
Entscheidungen und Urteile werden im Alltag häufig intuitiv gefällt. Die Prozesse auf denen Intuitionen basieren operieren schnell, unbewusst und assoziativ. Da Intuitionen auf Informationen basieren, die aktiviert, jedoch bewusst nicht zugänglich sind, können sie mit dem Phänomen knowing without knowing how beschrieben werden. Intuitionen bilden demnach eine eindrucksvolle, in vielen Situationen effektive Leistung menschlicher Kognition. Patienten, die unter Depressionen leiden, berichten häufig von Schwierigkeiten, Entscheidungen im Alltag zu fällen. Es liegt daher die Annahme nahe, dass Depression mit verminderter Intuition einhergeht. Auch Ergebnisse der Grundlagenforschung zum Einfluss von negativer Stimmung auf intuitive Urteile unterstützen diese Hypothese. In Einklang damit konnte die vorliegende Forschung bei Patienten mit Depression ein Intuitionsdefizit im Vergleich zu gesunden Kontrollprobanden feststellen. Die vorliegenden Ergebnisse deuten weiterhin darauf hin, dass auch die häufig berichtete Entscheidungsunfähigkeit von Depressiven in Zusammenhangmit verminderter Intuition zu stehen scheint. Insgesamt erweitert die vorliegende Arbeit die klinische Depressionsforschung, indem sie das Thema Intuition in den klinisch-psychologischen Forschungskontext einführt. Hierbei wird ein etabliertes Verfahren aus der kognitiven Psychologie zur Messung intuitiver Urteile verwendet. Vor dem Hintergrund des Ergebnisses, dass Patienten mit Depression Einschränkungen beim Fällen intuitiver Urteile aufweisen, beschäftigt sich die vorliegende Arbeit weiterhin mit der Frage, wie Intuition gefördert werden kann. Eine Reihe methodisch hochwertiger klinischer Studien konnte die Wirksamkeit achtsamkeitsbasierter Interventionen im Rahmen der Depressionsbehandlung nachweisen. Die zugrunde liegenden Wirkmechanismen sind allerdings noch weitestgehend unerforscht. In der vorliegenden Arbeit wird daher Intuition als potentieller Faktor, über den das Prinzip Achtsamkeit seine Wirkung entfaltet, untersucht. Diese Hypothese, dass Achtsamkeit Intuition fördert, basiert auf einem der Hauptmerkmale einer achtsamen Haltung: die verbesserte Wahrnehmung von Körperempfindungen, Gedanken, Gefühlen und - so die vorliegende Hypothese – Intuitionen. Insgesamt soll die vorliegende Arbeit einen Beitrag zur Erforschung relevanter kognitiver Prozesse im Rahmen der Depression leisten und der Frage nachgehen, ob Achtsamkeit den Kontakt zu Intuitionen verbessern kann. Damit leistet die vorliegende Forschung auch einen Beitrag zur Erforschung potentieller Wirkmechanismen dieses immer mehr an Bedeutung gewinnenden Behandlungsprinzips.
Soziale Kompetenz wird in der Erziehungswissenschaft und Psychologie als bedeutsame Prozess- und Ergebnisvariable für Bildung und psychosoziales Wohlbefinden angenommen (Arnold & Lindner-Müller, 2012; Brohm, 2009; DuBois, Felner, Lockerd, Parra & Lopez, 2003; Jerusalem & Klein-Heßling, 2002; Kanning, 2002a; Reinders, 2008). Ihre Förderung ist in allen deutschen Schulgesetzen verankert (Frey, 2013) und die Europäische Union (2006) bestimmt sie als eine Schlüsselkompetenz für lebenslanges Lernen. Obwohl bis heute keine allgemein akzeptierte Definition des Konstrukts existiert (Arnold, Lindner-Müller & Riemann, 2012; Kanning, 2014; Nangle, Grover, Holleb, Cassano & Fales, 2010), kann effektives Verhalten in sozialen Situationen als seine Grundannahme identifiziert werden (Gambrill & Richey, 1986; McFall, 1982; Merrell & Gimpel, 1998; Nangle et al., 2010; Rose-Krasnor, 1997). Bedauerlicherweise liegen nur wenige Modelle vor, die zu einer Systematisierung des Konstrukts beitragen könnten. Insbesondere empirisch hergeleitete Kompetenzstrukturmodelle sind selten (Brohm, 2009; Kanning, 2002a; Schuler & Barthelme, 1995). In der vorliegenden Arbeit wird die dimensionale Struktur sozial kompetenten Verhaltens exemplarisch für Peerkonflikte von Fünftklässlern modelliert. Mit dem Ziel der Fragebogenkonstruktion nach einem verhaltensanalytischen Ansatz (Goldfried & D’Zurilla, 1969) wurden n = 147 Fünftklässler nach alterstypischen Konfliktsituationen befragt. Weitere n = 124 Schüler gaben für die anhand von Untersuchung I bestimmten, relevantesten Situationstypen mögliche Verhaltensreaktionen an. Deutliche Unterschiede in den von Mädchen und Jungen berichteten Situationstypen führten zur Konstruktion zweier geschlechtsspezifischer Fragebögen mit 62 Items in der Mädchen- und 53 Items in der Jungenversion, gruppiert unter 7 (Mädchen) beziehungswiese 6 (Jungen) Vignetten. Die den Instrumenten zugrunde liegende dimensionale Struktur wurde an einer Stichprobe von n = 551 Fünftklässlern faktorenanalytisch hergeleitet. Es resultierte ein dreifaktorielles Modell (prosozial, aggressiv und vermeidend) für die Mädchen und ein zweifaktorielles Modell (prosozial und aggressiv) für die Jungen. Die konfirmatorische Replikation dieser latenten Dimensionen erfolgte an einer neuen Stichprobe (n = 582). Bei beiden Geschlechtern zeigen sich akzeptable Kennwerte von RMSEA und SRMR, während die Höhe von CFI und TLI nicht ausreichend ist. Mit Hilfe konfirmatorischer Multitrait-Multimethod-Analysen wurde überprüft, ob ein Einfluss der Vignetten auf die Strategiewahl besteht (Situationsspezifität). Bei beiden Geschlechtern fallen Chi-Quadrat-Differenzen-Test und AIC zugunsten des situationsspezifischen Modells aus, während der Vergleich der BIC gegen diese Hypothese spricht. In nachfolgenden Untersuchungen muss die Gültigkeit dieser Dimensionen in anderen Kontexten und Altersklassen geprüft werden.