700 Künste
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Institute
Ausufern
(2019)
Dieses Buch erscheint anlässlich der beiden Ausstellungen von Aliénor Dauchez Der Berg oder wer um wen weint und wer davon nass wird im Kunstverein Hildesheim vom 15. November 2018 – 13. Januar 2019 und Ausufern im Kunstverein Via 113 vom 06. – 24. November 2018.
Im ersten Teil des Bandes zeigt eine Bildreihe den Gang durch die Räumlichkeiten des Kunstvereins, den Kehrwiederturm. Der zweite Teil zeigt bildhauerische Arbeiten der Künstlerin in den Räumen des Kunstvereins Via 113. In Form eines Interviews werden beide Ausstellungen besprochen.
Die performative Ausstellung Der Berg oder wer um wen weint und wer davon nass wird nutzte die mittelalterlichen Räume des Kunstvereins Hildesheim, um ein zeitgenössisches Märchen zu erzählen. Die Künstlerin verwandelte mit einer Gruppe von Akteur*innen den Kehrwiederturm in eine zeitbasierte Bildhauerei. In allen Räumen tropfte Wasser von den Decken und im Dachstuhl fand während der gesamten Öffnungszeiten eine durchgehende Performance statt.
Performing the system
(2019)
In seinem Aufsatz „Performing the System“ geht Tom Holert der Frage nach, wie sich Künstler*innen zu den Systemen, in denen sie sich bewegen, in Bezug setzen. Sich durch das System zu bewegen oder auf das System einzuwirken ist dabei nach Holert immer schon ein Akt, der eine Auseinandersetzung mit Machtstrukturen mit sich bringt. Und dieser erfordert, wie er schreibt, ein „bodily commitment“ – entgegen der weitläufigen Annahme, dass unsere technologisierte Gegenwart das Verschwinden des Körpers zur Folge hat. Das System kann also als Beziehungsgeflecht von Politik, Macht und Körpern in einem ‚immer digitaler werdenden‘ Zeitalter beschrieben werden.
„Performing the system“ in unserem Sinne bedeutet, das System aus dem Akt seiner Erzeugung heraus – eben performativ – zu generieren. Konkret meint dies, dass mit den analysierenden und imaginativen Mitteln der Kunst Spielräume veranschaulicht und Strategien der Adaption, Subversion, Infiltration und Sichtbarmachung als aktive Eingriffe erprobt werden. Der menschliche Körper tritt dabei immer wieder als widerständiges Gegenmodell aber auch als Ausgangs- und Fixpunkt für Virtualisierungs- und Digitalisierungsprozesse auf den Plan. Er wird Objekt von Begehren, von algorithmischer Handlungsmacht, Selbstüberwachung und Zuschreibungen. Auswirkungen des Politischen werden gleichsam am eigenen Leib und an den Körpern der Anderen sichtbar.
Die Gruppenausstellung performing the system (19. April – 24. Juni 2018) im Kunstverein Hildesheim zeigte insgesamt sechs künstlerische Positionen, die sich in filmischen, videografischen, fotografischen und performativen Arbeiten mit den Handlungsmöglichkeiten in einer von Digitalität geprägten Gesellschaft befassten. Alle gezeigten Positionen finden in unterschiedlicher Form Eingang in diesen Band.
Als Kolleg_innen aus zwei verschiedenen Fachbereichen an der Universität Hildesheim haben sich die Herausgeberin und der Herausgeber gemeinsam mit Studierenden der Kultur- und Sozialwissenschaften im Seminar „Zwischen Kunst und Politik. Kulturprojekte mit Flüchtlingen“ auf die Suche nach Projekten begeben, die an der Schnittstelle von Politik und Kultur arbeiten und Menschen mit Fluchterfahrungen zum Ausgangs- und Mittelpunkt ihrer Arbeit machen. Sie wollten wissen, welchen Beitrag zur künstlerischen, aber auch zur wissenschaftlichen Diskussion diese Projekte leisten, welche Positionen und Haltungen vertreten werden oder inwieweit es einfach trendy ist, mitzumischen bei einem Thema, das den Nerv der Zeit trifft.
Im englischen Sprachraum hat sich seit einigen Jahren der Begriff ‚immersive theatre‘ etabliert, um eine Theaterpraxis zu beschreiben, in der die Trennung zwischen Bühne und Zuschauerraum aufgehoben ist. Diese Bezeichnung ist problematisch, da das Adjektiv ‚immersive‘ auf die Erlebnisqualität oder Rezeptionserfahrung der ‚Immersion‘ verweist. Während Immersion im ursprünglichen Sinn räumliches Umschlossen-Sein bedeutet, wird Immersion in Bezug auf ästhetische Erfahrungen verstanden als Rezeptionsmodus der Fokussierung auf den Medieninhalt. Dieser Rezeptionsmodus zeichnet sich dadurch aus, dass die dargebotene Inszenierung subjektiv nicht mehr als inszeniert wahrgenommen, sondern vorübergehend als real empfunden wird und der_die Rezipierende sich selbst als Teil der fiktiven Welt erlebt. In der Bezeichnung ‚immersive theatre‘ ist das Versprechen impliziert, dass dieses Format Immersion im Sinne einer gefühlsmäßigen Versunkenheit in eine Fiktion auslösen könne. Immersion ist jedoch eine subjektive Erfahrung, die zwar von Seiten der Produzierenden intendiert sein, aber niemals garantiert werden kann. Es stellt sich also die Frage, ob diese als ‚immersive theatre‘ bezeichnete Praxis zu Recht behauptet, das Erleben von Immersion in besonderem Maße wahrscheinlich zu machen. Um dies zu untersuchen, wird aus den Definitionen von „Immersion“ aus den Bereichen der Literaturwissenschaft, Game Studies, Virtual Reality und Filmwissenschaft ein transdisziplinärer Immersionsbegriff abgeleitet. Die Immersionsbegriffe, die in Bezug auf verschiedene Medien formuliert wurden, enthalten vielfach bereits Beschreibungen der notwendigen Strategien, um Immersion hervorzurufen. Die vorliegende Arbeit analysiert zwei Performance-Installationen, die sich auch als ‚immersives Theater‘ beschreiben lassen, und untersucht wie die aus anderen Medien bekannten, immersionsfördernden Strategien hier zum Einsatz kommen.
Das Ausstellen von zeitgenössischer Bildender Kunst, die Art und Weise ihrer Präsentation und ihrer Vermittlung, ist in den letzten vier Jahrzehnten zunehmend ins Blickfeld des kunstwissenschaftlichen Interesses geraten. Neue Konzepte des Ausstellens werden erprobt, neue Orte für Ausstellungen erschlossen. Die Aufmerksamkeit für und die Betonung von Präsentationsweisen zeitgenössischer Kunst heute wären kaum denkbar ohne die revolutionären Veränderungen in der Kunst und ihrer Vermittlung in den späten sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Der künstlerische Einbezug von Raum und Kontext, die Ortsbezogenheit des Kunstwerks, die Betonung des Konzeptuellen und Prozesshaften des Werks – all die sind Faktoren, welche die konventionellen Ausstellungsformen herausforderten und bis in heutige Zeit nachwirken und gleichermaßen virulent bleiben. Eine wichtige Figur in der Umbruchsituation von avantgardistischer Kunst und ihrer Präsentation in den sechziger Jahren war der Düsseldorfer Künstler, Kunsthändler und Kunstvermittler Konrad Lueg / Fischer (1939-1996), der im Zentrum der vorliegenden Arbeit steht. Es wird erörtert, worin Fischers originärinnovative Leistung im Bereich des Ausstellens von Kunst besteht. Die monografische Analyse spannt den Bogen von Konrad Luegs eigenem künstlerischen Werk und seiner Zusammenarbeit mit Künstlerkollegen wie Gerhard Richter und Sigmar Polke über die Untersuchung der Programmatik von Ausstellungen bei Konrad Fischer , also dem Ausstellungsraum, den Fischer 1967 in Düsseldorf gründete und bis zu seinem Tod fortführte, bis hin zu Fischers Tätigkeit als Kunstvermittler an öffentlichen Kunstinstitutionen wie beispielsweise im Rahmen der ProspectReihe an der Städtischen Kunsthalle Düsseldorf (1968-1976). Anhand von Fischers Selbstund Rollenverständnis als Künstler (Konrad Lueg) bzw. als Kunstvermittler (Konrad Fischer) werden die Brüche und Zusammenhänge zwischen den Identitäten herausgefiltert, um so das Aufbrechen traditionell begrenzter Aufgabenverteilung zwischen Kulturproduzent und Kulturvermittler offen zu legen, für das Konrad Fischer wie kaum eine andere Figur der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts beispielhaft ist. Die zentrale Fragestellung der vorliegenden Arbeit liegt in der Untersuchung, inwiefern im Werk Konrad Fischers das Ausstellen von Kunst in eine so genannte „Kunst des Ausstellens“ überführt werden konnte. Welche Prämissen waren nötig? Worin lag ihre innovative Sprengkraft? Welche Motivation, welche Programmatik, welche Wirkung zeichnete diese spezifische Kunst des Ausstellens aus und inwiefern lassen sich hier Kriterien herausarbeiten, die für eine Theorie zur Kunst des Ausstellens generell von Bedeutung sein könnten?