Hildesheimer Beiträge zur Schul- und Unterrichtsforschung
ehemals: Schriftenreihe fachdidaktische Forschung
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Sonderheft 2
Der vorliegende Tagungsband geht aus der 5. Hildesheimer CeLeB-Tagung zur Bildungsforschung hervor. Er präsentiert Ergebnisse aus zahlreichen Projekten und Vorhaben, die u. a. durch die Qualitätsoffensive Lehrerbildung mit dem Schwerpunkt „Digitalisierung in der Lehrerbildung“ gefördert oder in anderen Kontexten durchgeführt werden und sich mit der Erforschung und Vermittlung digitalisierungsbezogener Kompetenzen befassen.
Lernen mit digitalen Medien und über digitale Medien wird in der Bildungspolitik als zentrale Leitidee für eine zeitgemäße Bildung in der digitalen Welt proklamiert. Mit dem Ziel, Schüler*innen auf ein selbstbestimmtes und verantwortungsvolles Leben in einer digitalen Welt vorzubereiten, stehen digitalisierungsbezogene Kompetenzen im Fokus von Rahmenkonzeptionen wie etwa dem Strategiepapier der KMK „Bildung in der digitalen Welt“. Entsprechend lässt sich auch die Frage stellen, welche Fähigkeiten und Fertigkeiten Lehrer*innen unter den Bedingungen der Digitalisierung benötigen.
Ansätze beziehen sich hierbei einerseits auf die Diagnose und Förderung dieser Kompetenzen in der digitalen Welt auf Seiten der Schüler*innen, andererseits bei Lehrer*innen auf die Nutzung der durch die Digitalisierung eröffneten Möglichkeiten zur Erreichung von Unterrichtszielen. Nicht zuletzt ergeben sich damit auch neue Kompetenzanforderungen an die Dozierenden in der universitären Lehrer*innenbildung. Aufgabe der universitären Lehre ist es dabei, angehenden Lehrkräften die kritisch-reflexive Auseinandersetzung mit digitalen Technologien zu ermöglichen.
In aktuellen Diskussionen zeichnet sich jedoch noch wenig Klarheit darüber ab, wie diese Kompetenzen von Schüler*innen, Lehrer*innen und Dozierenden in der Lehrkräftebildung aufeinander bezogen sind. In vier Themenfeldern wird mit diesem Band den Fragen nach der Formulierung und Strukturierung von digitalisierungsbezogenen Kompetenzen sowie Ansätzen zur Förderung in Schule und Lehrer*innenbildung nachgegangen.
3
Die Verwendung individueller Förderpläne ist eine seit langem etablierte Praxis in vielen Ländern. Als Planungsdokumente sollen sie primär dazu dienen, den schulischen Unterricht besser auf die Fähigkeiten und Bedürfnisse einzelner Schüler*innen abstimmen zu können. Förderpläne beinhalten konzeptionell auch einen Abschnitt, in welchem die durchgeführten Fördermaßnahmen evaluiert werden sollen. Wie diese Anforderung von den Lehrkräften in den Dokumenten im Detail umgesetzt wird, ist weitgehend unerforscht und wurde daher in der vorliegenden Studie anhand einer Stichprobe von 112 authentischen Förderplänen aus einem Bundesland Deutschlands untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass evaluative Eintragungen in weniger als 40% der Dokumente vorlagen. In den Förderplänen, die solche Eintragungen enthielten, zog im Durchschnitt nur jede zweite Fördermaßnahme eine evaluative Eintragung nach sich. Ferner ließen sich Kategorien von evaluativen Eintragungen identifizieren, welche sich deutlich in ihrer inhaltlichen Relevanz für zukünftige Förderprozesse unterscheiden. Insbesondere zeigte sich, dass fast keine Bemerkungen zu Maßnahmen vorlagen, die nicht durchgeführt werden konnten oder modifiziert werden mussten, wenngleich derartige Sachverhalte mit Blick auf die Praxis individueller Förderung als erwartbar gelten dürfen. Die Ergebnisse der Untersuchung sind damit sowohl schultheoretisch als auch praktisch bedeutsam und lassen Schlussfolgerungen zu, wie diese Evaluationspraxis optimiert werden könnte.
Sonderheft 1
Das Sonderheft „Videografie in der Lehrer*innenbildung. Aktuelle Zugänge, Herausforderungen und Potenziale“ der Schriftenreihe „Hildesheimer Beiträge zur Schul- und Unterrichtsforschung“ geht aus der 4. Hildesheimer CeLeB-Tagung zur Bildungsforschung hervor und nimmt insbesondere konzeptionelle und method(olog)ische Fragestellungen in den Blick, die sich aus der Arbeit mit audio-visuellen Daten in der Lehrer*innenbildung ergeben.
Das vorliegende Sonderheft gliedert sich in die Slots Konzeptbeschreibungen, Konzeptevaluationen, Forschungsprojekte sowie Varianten und Einsatzbedingungen videobasierten Lehrens und Lernens in der Lehrer*innenbildung.
In den Beiträgen wird der Fokus darauf gelegt, welche Formate des Einsatzes in der Lehre existieren, wie sie umgesetzt werden, welche spezifischen (fachdidaktischen) Problemstellungen verfolgt werden oder auch auf welche Wirksamkeiten durch den Einsatz von Videos in der Lehrer*innenbildung geschlossen werden kann.
4
Ausgehend von der hohen und zugleich prekären Relevanz der Studieneingangsphase für die Herausbildung von beruflichen Orientierungen bei Lehramtsstudierenden wird im Rahmen des Projekts „Individuelle Entwicklungsverläufe der Professionalisierung im Lehramt – eine rekonstruktive Längsschnittstudie zur Herausbildung des Lehrer*innenhabitus“ (IndEL) untersucht, welche Erfahrungen Studierende zu Beginn ihres Studiums machen, wie sie sich auf ihre eigene Schulzeit beziehen und welche Bedeutung sie der bevorstehenden Praxisphase beimessen. Auf der Basis von Daten aus dieser längsschnittlich angelegten Studie wird im Rahmen des Beitrags der Schwerpunkt auf die Erfahrungen und impliziten habituellen Orientierungen von Studierenden nach dem ersten Studiensemester gelegt. Am Fall einer Studentin lässt sich auf der Basis von Rekonstruktionen zum ersten Erhebungszeitpunkt (t1) die hohe Bedeutung der eigenen Schulzeit für die Herausbildung von pädagogischen Leitvorstellungen und idealen Lehrer*innenbildern erkennen, aber zugleich auch die Relevanz, die der nachfolgenden Praxisphase zugeschrieben wird. Diese wird unter anderem als frühes Instrument zur individuellen kritischen Eignungsüberprüfung für den Lehrer*innenberuf entworfen. Ausgehend von den rekonstruierten Ergebnissen werden Implikationen für die Lehrer*innenbildung skizziert und Möglichkeiten der Reflexion des eigenen Schüler*innenhabitus diskutiert.
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2
Auf alle Fälle ein Fall
(2020)
Seit einigen Jahren, nicht zuletzt auch durch Studien wie PISA und TIMSS, kommt immer wieder die Forderung nach einer höheren Anwendungs- sowie Schülerinnen- und Schülerorientierung im Mathematikunterricht auf. Das Problembasierte Lernen (PBL) stellt einen Lehr-Lernansatz dar, der diesen Anforderungen begegnet und sich gleichzeitig für die Förderung verschiedener fachlicher und überfachlicher Kompetenzen in der Sekundarstufe und Hochschulbildung als geeignet herausgestellt hat. Entsprechende Konzepte für den Grundschulmathematikunterricht liegen bisher jedoch nicht vor. Dieser Beitrag widmet sich daher der Frage, wie eine Unterrichtskonzeption aufbauend auf PBL für den Mathematikunterricht der Grundschule gestaltet sein kann und welche Ziele mit dem Einsatz verfolgt werden. Dazu wird mithilfe der Methodologie des Design-Based Research (DBR) zunächst ein Konzept theoriebasiert ausgehend von PBL unter Einbezug allgemein- und fachdidaktischer Erkenntnisse entwickelt und dieses anschließend in der Praxis durch mehrere DBR-Zyklen erprobt sowie weiterentwickelt. Im vorliegenden Beitrag werden die ersten Phasen des DBR-Prozesses, welche auf die Entwicklung eines Prototyps abzielen, dargestellt, indem sich aus dem Problembasierten Lernen ergebende Grundideen identifiziert und daraus resultierende Merkmale für die Gestaltung der Konzeption generiert werden.
1
Obschon fachliche Texte als eine allseits verwendete Quelle für Wissenserwerb und Wissensvermittlung genutzt werden, bleibt die Frage nach dem tatsächlich erreichten Verständnis und Lerneffekt offen. In der vom Centrum für Lehrerbildung und Bildungsforschung (CeLeB, Universität Hildesheim) unterstützten Studie (2015/16) wurde untersucht, welche Ergebnisse durch ausgewählte Strategien einer kombinierten textlinguistischen Methode von Themen- und Wissensanalyse erreicht werden können. Die standardisierte Darstellung textabhängiger thematischer Strukturen (Makrostrukturen) und deren Überführung in generalisierte, textunabhängige Wissensschemata ermöglicht es den Studierenden, dass sie ihren Wissensfortschritt anhand ihrer Eigenproduktionen selbst kontrollieren können («selbst gesteuertes Lernen»). Insofern die für die begrifflichen Analysen verwendeten und teilweise ebenfalls selbst ausgewählten Texte aus Themenfeldern im Bereich der Nachhaltigkeit stammen (zum Beispiel Klimawandel, nachhaltiges Wirtschaften, Nachhaltigkeitskommunikation als Unternehmensstrategie), stellt die Ausarbeitung der hier erprobten Methode auch einen Beitrag zum Bereich «Bildung für nachhaltige Entwicklung» (BNE) dar. Deutlich erkennbar wurden Korrelationen zwischen den verwendeten Analysestrategien (bottom-up bzw. top-down), der Nutzung des Textpotenzials und dem Eigenanteil aus bereits vorhandenen Wissensressourcen. Sie zusammen bestimmen schließlich das mehr oder weniger komplexe Nachhaltigkeitsmodell, das sich aus Anteilen fachlicher und nicht-fachlicher Wortschätze zusammensetzt. Prinzipiell ist die texttheoretisch begründete Methode anwendbar auf verschiedenen Niveaus des Lehrens und Lernens. Für die präzise Festlegung weiterer Parameter wäre zusätzliche Forschung hilfreich.
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